ein Portrait von Mona May
Sanft und intensiv, kraftvoll und verletzlich, charmant und voller Sehnsucht, so isr die Musik von Liberty C.
Die in Graz geborene und in Bad Gleichenberg aufgewachsene Sängerin und Songwriterin ist eine Künstlerin der besonderen ART, denn sie vereint gleich mehrere Talente in sich. Auf sie trifft das Zitat „Ein Talent kommt selten alleine“ punktgenau zu. Und so hat es ein Weilchen gedauert bis sie sich die Freiheit nahm und den Mut fand, das zu tun, was ihrem künstlerischen Wesen am meisten entspricht, nämlich Musikerin zu sein.
Frei im Geiste
Nicht umsonst heißt ihr jüngst erschienenes Album Free to be me, denn darum geht es ihr künstlerisch und als Mensch: eine ihrer wichtigsten Botschaften lautet daher auch, sich freizumachen von konventionellen Zwängen, starren Ideen und zu engen Korsetten, um sich persönlich weiter entwickeln zu können.
Bei ihr sitzt jeder Ton, wobei sich der Klang ihrer charakteristischen und charismatischen Stimme, die voller Nuancen ist, weit im musikalischen Raum ausbreitet – so wie sich die Schwingen eines Adlers ausbreiten, um sich in die Lüfte zu erheben. Was ich damit sagen will? Nun, dass sie uns auf einen musikalischen Höhenflug oder eine Reise mitnimmt, dass wir von ihrer künstlerischen sensiblen Kraft mitgerissen werden, wenn wir uns auf sie und ihre Musik einlassen. Aber es ist nicht nur ihre Stimme, die uns ergreift, sondern auch ihre Texte, die voller Tiefgang sind.
Alles außer gewöhnlich
Es ist einfach das musikalische Gesamtkunstwerk, das Saiten in uns zum Erklingen bringt, auf die wir im Alltag leider gerne all zu oft vergessen. Ich mag Musik, die voller Überraschungen ist. Musik, mit der ich unwillkürlich in Resonanz gehen kann, so wie mit ihrem am 8. Dezember dieses Jahres als Single veröffentlichten Song „Remedy“, weil sie mich staunend zuhören lässt und mir gleichzeitig erlaubt in mich selbst hineinzulauschen und mich zu entspannen.
Ja, Liberty C. ist vielseitig und individuell, modern und retro zugleich. Nur eines ist sie sicher nicht: gewöhnlich. Überhaupt ist das Wort gewöhnlich äußerst unangebracht, wenn es darum geht die Sängerin Katja Cruz, die sich hinter dem Pseudonym Liberty C. verbirgt, zu beschreiben.
Der Weg zur Freiheit
Natürlich bin ich neugierig, was sie mit dem Namen verbindet: „Inspiriert zu meinem Künstlernamen hat mich die Freiheitsstatue, die ja Lady Liberty heißt, das ist ein schönes und starkes weibliches Symbol, das für persönliche Freiheit und Selbstbestimmtheit steht“, lässt mich die Künstlerin wissen.
Und der Wunsch nach Selbstbestimmtheit und persönlicher Freiheit zieht sich durch ihr gesamtes Leben. Freilich gab es auch Umwege oder notwendige Abzweigungen, um dorthin zu gelangen, wo sie heute steht. Darüber erzählt sie: „Früher habe ich ganz andere Musik gemacht. Ich war im Avantgarde Jazz zuhause, fand dann aber zu Pop und Soul, was mich näher an ein breiteres Publikum heranbringt und mir große Freude bereitet. Außerdem eröffnen mir diese Stilrichtungen eine größere kreative Bandbreite.“ Wenn Katja Cruz / Liberty C. von Stilrichtungen spricht klingt das in meinen Ohren beinahe befremdlich, denn sie hat längst ihren eigenen, unverwechselbaren Stil kreiert.
New York
Aber zurück zu „Lady Liberty“, denn da hätte ich noch eine Frage: „Verbindet dich mit New York mehr als die Freiheitsstatue?“ „Oh ja, ich durfte mehrere Jahre regelmäßig als Avantgarde Jazz Künstlerin in New York spielen und auftreten.“ Ob sie auch in New York gelebt habe, frage ich sie.„Nein, dort gelebt habe ich nicht, aber ich habe jeden einzelnen Aufenthalt sehr genossen und mich in New York einfach sehr glücklich gefühlt.“
Der Weg zur Musik
Was dürfen wir über das private Leben und den beruflichen Werdegang der Künstlerin noch erfahren? Nun, ihre Eltern waren Lehrer, nach der Grundschule und der Matura studiert sie zuerst in Graz Philosophie und Kunstgeschichte, weil, wie sie zu verstehen gibt, ihr der Mut für die Kunstuniversität fehlte. Mit fünf Jahren bekam sie bereits Klavierunterricht, während ihrer Schulzeit nimmt sie an Tanz-Performances teil und versucht sich zudem als Autorin von Lyrik und Essays. Bescheiden, wie sie ist, meint sie heute darüber: „Na ja, das ist nicht sonderlich nennenswert.“ Früh – mit einundzwanzig Jahren – bekommt sie ihr erstes Kind, ihr zweites Kind, sagt sie schmunzelnd, purzelte gleich nach. Zwei weitere folgten ein wenig später und so ist Katja Cruz stolze Mutter von insgesamt vier Kindern, die sie mehr oder minder alleine großgezogen hat.
Talentsuche
Auf sich selbst gestellt muss sich die Alleinerzieherin zuerst darum kümmern, das Geld zu verdienen, um die Familie erhalten zu können. Dabei kommen ihr ihre vielen Talente zugute und so arbeitet sie in diversen „Brotjobs“. Sie ist Managerin für eine Musikgruppe, findet dann aber als Sekretärin ihren ersten festen Job im Grazer Forum Stadtpark, danach arbeitet sie in einer Werbeagentur. 1997 trifft sie die Entscheidung, sich als freischaffende Künstlerin selbstständig zu machen, zuerst allerdings in der bildenden Kunst, obwohl ihr Herz für die Musik schlägt.
Bildende Kunst
Das ist ein interessantes Detail ihrer Biografie, dass sie einige Jahre hauptberuflich als bildende Künstlerin tätig war. Selbstverständlich hat sie sich das Können und Wissen auch in diesem Genre selbstständig angeeignet. Es wäre eben nicht Katja Cruz, wenn dem nicht so wäre. Sie hat sich als Autodidaktin eine beachtliche Professionalität erarbeitet und kann als Malerin und Bildhauerin auf einige nennenswerte Erfolge verweisen. Zu ihren prominentesten Arbeiten zählen Skulpturen zu den Arbeiten von Arnold Schönberg, Anton Webern und Alban Berg, die sie im Auftrag der Musikuniversität Graz fertigte und die im Palais Meran zu besichtigen sind. An der Grazer Musikuniversität hat die vielseitige Künstlerin auch Musikwissenschaften studiert.
Die Musik ruft
Wie ging es dann weiter, was hat sie dazu bewogen, sich doch der Musik zuzuwenden? “Damals malte ich großformatige Ölbilder und plötzlich hatte ich in meinen Händen keine Kraft mehr. Das war sehr gruselig, denn mir fiel von heute auf morgen alles aus der Hand. Ich weiß bis heute nicht, wieso das passiert ist. Es war.eine sehr schwierige Zeit, weil mir keine normalen Tätigkeiten mehr möglich waren und nichts mehr funktionierte. Sogar meine Beine sackten immer wieder weg. Zum Glück bekam ich vom Steirischen Herbst den Auftrag eine Lichtkomposition zu gestalten, das ging, weil ich diese ja am Computer ausarbeiten konnte. Die bildende Kunst brach als Ausdrucksmittel und Einnahmequelle immer mehr weg und ich hatte das drängende Gefühl, dass ich etwas ändern musste, wusste aber nicht wie und was genau. Ein feierlicher Anlass, bei dem ich gesungen habe, brachte dann die Wende, denn mit einem Mal wusste ich, das ist es, was ich tun möchte. Zu Beginn bestand mein Repertoire hauptsächlich aus französischen Chansons, unter anderem habe ich besonders gerne Chansons von Edith Piaf gesungen.”
Was für eine Geschichte, es scheint, als wäre es unausweichlich gewesen, dass die Musik für Katja Cruz zum kreativen und künstlerischen Lebensmittelpunkt wird. Ich möchte dazu noch anmerken: Sie beherrscht das Singen, das sie sich – wie könnte es auch anders sein – ebenfalls selbst beigebracht hat, wie eine Popikone. Im Interview befragt, sagt sie darüber: „Es ging mir darum, meine ureigene und individuelle Stimme zu entwickeln. Besonders gefreut hat mich, als mich nach einem Konzert eine Frau angesprochen und mich gefragt hat, ob ich ihr beibringen könne, so zu singen, wie ich? Das ist viele Jahre her und ich gebe nun seit zwanzig Jahren Gesangsunterricht.“
Chansons, Jazz und mehr
Katja Cruz / Liberty C. kann auf einen reichhaltigen Erfahrungsaustausch mit vielen wunderbaren Musikern und Musikerinnen zurückblicken, auf die sie zurückgreifen kann, um mit einer variablen Band ihre Konzerte zu spielen. Weil der Platz fehlt sie alle zu nennen und unten ein ausführliche Discografie zu finden ist, möchte ich hier nur den Akkordeonisten Martin Krusche erwähnen, mit dem sie von 2007 – 2009 zusammengearbeitet und mit dem sie drei Alben und ein Live Album herausgebracht hat, sowie den Jazz-Drummer Howard Curtis.Zudem erschienen mehrere Avantgardejazz CDs von ihr, die alle sehr gute Rezensionen erhielren. Sehr gefreut hat sie sich über eine besondere Auszeichnung, „The New York City Jazz Record“, hat ihre Produktionen gleich zwei Mal (2012 und 2014) als „Best Vocal Release“, also. zum besten Gesangsalbum des Jahres gewählt.
Somgwrtiting
Kannst du uns verraten, wie deine Songs entstehen?
„Neben meiner Liebe zum Singen und Songwriting, mag ich das Komponieren sehr, wenn ich die Songs so richtig „auskomponiert“ habe, dann ist das schon ein unglaublich schönes Gefühl.
Und ich experimentiere sehr gerne, wobei meine Experimentierfreude durch die E-Mail Konversation mit meinem Schriftstellerfreund Ralf B. Korte, der in Berlin lebt, sehr gefördert wurde. Wir tauschten uns quasi über Gott und die Welt aus und eines Tages schrieb er mir, ich solle doch musikalisch antworten, so zum Spaß. Da bin ich richtig ins Experimentieren rein gekippt, wodurch sich mir neue Dimensionen in der Popmusik eröffnet haben.“
Pandemische Probleme
Abschließend möchte ich dich noch fragen, ob du von der Musik leben kannst?
„Manchmal wusste ich nicht genau, wie ich diesen Weg weitergehen soll, denn es ist generell schwer mit Musik, vor allem, wenn sie nicht den Mainstream bedient, Geld zu verdienen. Dieses „Lied“ kennen ja die meisten Künstler_innen, egal welcher Sparte. Als es dann endlich soweit war und ich von den Konzerten und dem Gesangsunterricht relativ gut leben konnte und sich alles ganz gut ausgegangen wäre, kam Corona und die Pandemie. Konzerte mussten abgesagt werden und weil das Unterrichten durch den Lockdown eingeschränkt wurde, hatte ich auch da finanzielle Einbußen. Wodurch jetzt alles wieder schwieriger geworden ist, aber ich bin dennoch zuversichtlich, denn wenn ich etwas vom Leben gelernt habe, ist es das: Es geht immer irgendwie weiter, oft tun sich neue Wege auf oder es kommt zu unverhofften Lösungen, mit denen man nicht gerechnet hat.
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