ein Portrait von Mona May
Ja, dieses Porträt über die Künstlerin Veronika Dreier ist noch immer aktuell, obwohl ich es bereits vor drei Jahren geschrieben habe. Sicher gäbe es heute über die Künstlerin noch viel mehr zu berichten, denn sie hat natürlich ihr künstlerisches Wirken und ihr soziales Engagement noch weiter entwickelt und ausgebaut.Jetzt aber hoffe ich, dass dieser erste Einblick, den dieser Beitrag über das Schaffen der Künstlerin gewährt, dazu führt, dass die Neugierde der geneigten Leser und Leserinnen erwacht.
Heute darf ich euch im Rahmen meiner Aktion Goethe ist tot – wir leben eine Frau vorstellen, deren Wirken grenzüberschreitend und zusammenführend zugleich ist. Und das meine ich nicht nur in Bezug auf ihr Sein als Künstlerin. Bei ihr geht das Mensch-SEIN und das Künstlerin-SEIN Hand in Hand, ist untrennbar miteinander verbunden.
Kunststrategin
Sie ist eine starke Frau. Eine Ausnahmeerscheinung auf dem Ball der Eitelkeiten, die hat sie sich abgeschminkt – obwohl auch sie manchmal Lippenstift trägt, dann aber nur zur Tarnung. Unbeirrbar verfolgt sie ihren Weg, die Künstlerin Veronika Dreier. Sie ist Malerin, Designerin, Grafikerin, Bildhauerin, Bühnenbildnerin, Performerin und vieles mehr und als solche sieht sie Kunst als soziale Strategie an.
„Ich begann diese künstlerische Position, die nicht an einer Form gebunden ist, in die Praxis umzusetzen,” sagt Veronika Dreier. “Die Arbeiten aus dieser Zeit zeigen in ihrer Immaterialität, im Verlassen des gesicherten Rahmens, jedoch noch jetzt ihre Wirkungen. Als Künstlerin sehe ich es als meine Aufgabe in der streng genormten Gesellschaftsstruktur einen Dialog im Kontext zu aktivieren, Wahrnehmungsmuster neu zu definieren und vor allem neue Energien zu mobilisieren.“
Inklusiv und engagiert
Ob sie dabei von Joseph Beuys Konzept „Die Soziale Plastik“ inspiriert ist, weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht, ob sie es mag, wenn ich sie mit ihm in einem Atemzug nenne. Was ich aber mit Gewissheit weiß ist, dass sie einen Aspekt in ihr Kunstschaffen einfließen lässt, der sich durch ihre ganze Arbeit zieht und den sie mit vollem Engagement lebt. Diesen Aspekt möchte ich Inklusion nennen, denn bei ihr gib es nichts, das ausgegrenzt wird. Egal, um welche soziale Problematik es sich handelt, sie greift sie auf. Ganz selbstverständlich „instrumentalisiert“ sie dabei ihre Kunst, um auf Gewalt an Frauen aufmerksam zu machen oder um auf die Thematik von Obdachlosen hinzuweisen.
Afrika
Vor allem aber hat es ihr Afrika angetan, der zerrissene Kontinent, dem sie ihr Herz geschenkt hat, aber nicht nur ihm. Die vielgereiste Veronika Dreier hat es vor allem afrikanischen Asylsuchenden geschenkt, nimmermüde setzt sie sich für afrikanische Jugendliche und Erwachsene ein. Sie sieht Kunst – ganz ihrer Philosophie entsprechend – als Überlebensmittel und gründete daher im Jahr 2000 das BAODO, ein Kunst- und Integrationprojekt, mit schwer traumatisierten Flüchtlingen, 2005 wurde das BAODO um das NIL, ein interkulturelles Kunst- und Kommunikationszentrum in Graz mit hauptsächlich aus West – Afrika stammenden Migranten_innen, erweitert. Heute sind das BAODO und das NIL – Interkultureller Kunstraum+Café jedem und jeder ein Begriff.
Preisgekrönte Herzenswärme
Manchmal habe ich den Eindruck Veronika Dreier muss sich einer gewissen Nüchternheit bedienen, um ihrer intensiven und herausfordernden Arbeit unbeschadet nachgehen zu können, wie sie es dennoch schafft eine Herzenswärme zu verströmen, die sich wie eine Umarmung anfühlt? Ja, das ist mir ein Rätsel. Sie zählt für mich zu den ganz großen und herausragenden Persönlichkeiten in unserem Land. Unter den vielen Auszeichnungen, die Veronika Dreier erhielt, findet sich der Kunstpreis der Stadt Graz und der Menschenrechtspreis des Landes Steiermark.
Infos:
http://www.kulturserver-graz.at/v/dreier.veronika.html…
Facebook: Veronika Dreier