Emanuel Frank: Das stille Auge sieht durch alles

ein Artikel von Mona May

Ich werde heute ein wenig überschwenglich sein.

Warum?

Na, weil mir heute wieder einmal die große Freude zuteil wird, den hoch geschätzten Leserinnen und Lesern unseres Online-Magazins, einen ebenso außerordentlichen wie ungewöhnlichen Menschen und Künstler vorstellen zu dürfen: Den Foto-Künstler Emfra alias Emanuel Frank.

Sein Künstlername Emfra klingt wie der Name einer nordischen Gottheit. Ja, vielleicht hört es sich ein klein wenig übertrieben an, ihn einen „Gott der Fotografie“ zu nennen, zumal ich es mit den Göttern nicht so habe. Aber seine fotografischen Kunstwerke ringen mir, ob ihrer Schönheit, eine kollegiale Ehrerbietung und ein freudvolles Staunen über sein meisterliches Spiel mit Licht und Schatten ab.

Seine Fähigkeit das alltägliche Leben aus einer Perspektive abzubilden, die für unsere Augen meist im Verborgenen liegt und das Abstrahieren des Alltäglichen ist einfach nur bewegend, berührend und ergreifend.

Der Foto-Künstler Emanuel Frank stellt unsere Sehgewohnheiten ordentlich auf den Kopf … da wird aus einem schlichten silberfarbenen Aschenbecher ein Ufo und aus der Textur eines einfachen Stoffstückes eine arabische Wüste.

Er spielt mit unserer Wahrnehmung und wenn wir uns darauf einlassen, dann erlauben uns seine kunstvollen Fotos, die Welt in einem neuen oder in einem anderen Licht zu sehen. Wir können in seinen Fotos etwas völlig Unbekanntes in uns Bekanntem entdecken – und das vermag uns in einer besonderen Art und Weise zu bereichern.

Ausgestattet mit einem besonderen Sinn für den Moment und die Ästhetik des Details, zudem mit einem ausgesprochen sensorischen Blick für die unterschiedlichsten Perspektiven, wird er zum Foto-Architekten.

Bei ihm wird die Linse zum erweiterten Auge und wenn ich es ein wenig abgehoben formulieren möchte, dann könnte ich sagen, dass das, was in spirituellen Kreisen als drittes Auge bezeichnet wird, bei ihm die Kamera ist.

Es sind sehende Fotos – darum wirken sie so stark auf uns und darum bewirken sie auch etwas in uns.

Dabei inszeniert nicht er die Objekte, die Natur, die Städte oder die Menschen, die er fotografiert, nein, er lichtet alles ab, wie es sich selbst in Szene setzt. Er folgt lediglich der Inszenierung des Lebens. Und dabei hat er ein untrügliches Gespür für den jeweiligen Augenblick, in dem sich das Verborgene voller Präsenz und in all seiner Schönheit, aber auch in seiner Komplexität oder aber auch in seiner Schlichtheit offenbart.

Diese Haltung, ein unvoreingenommener Beobachter zu sein, ist ein Akt der Bescheidenheit, fast möchte ich sagen, der Demut und des Dienens.

Und so verwundert es auch nicht, dass der 1961 geborene Künstler Emfra alias Emanuel Frank ein bescheidener, etwas scheuer und zurückhaltender Mensch ist und eines seiner persönlichen Leitmotive ein Zitat von Marc Aurel ist: „Das Glück deines Lebens hängt von der Beschaffenheit deiner Gedanken ab.“

Sein Leitmotiv als Foto-Künstler hingegen stammt von Ted Grant und lautet: „Wenn du Menschen in Farbe fotografierst, dann fotografierst du ihre Kleidung. Wenn du Menschen in Schwarzweiß fotografierst, dann fotografierst du ihre Seele.“

Hier sei noch in kurzen Stichworten sein beruflicher Werdegang zusammen gefasst: Zimmerergeselle 1980, Polierschule 1985, Zimmermeister 1993, Berufsreifeprüfung 2002, Bachelor 2015, Master in Medien-Spiel-Pädagogik 2024. Zurzeit unterrichtet er an der Berufsschule für Baugewerbe in Kagran/Wien. 

Als Autodidakt in der Fotografie hat er sich das Meiste selbst aus Büchern beigebracht, gerne erwähnt er auch die Photowalks mit Bernhard Möstl, von denen er sagt, dass sie ihn sehr inspiriert hätten.

Das wirklich Erstaunliche ist die Präzision seiner Wahrnehmung, die gepaart mit seiner Ausdauer, wenn es um das Aufspüren eines ausdruckstarken Momentes geht, seine Professionalität als Fotograf begründet.

Was gibt es noch über den Foto-Künstler Emfra = Emanuel Frank zu sagen? Dass er begonnen hat an einem Buch zu arbeiten, in welchem sich alles um das Gehen durch Wien und um das Sehen der Stadtlandschaft drehen wird. Alle Eindrücke und Momente werden fotografisch festgehalten und mittels Kamera dokumentiert.

Ich bin mir jetzt schon sicher, dass er dabei in jeden Winkel der Stadt spähen wird und wir in seinem Buch Gesichtern, Rolltreppen, Menschen und Grashalmen und vielem mehr begegnen werden, das uns seltsam vertraut und doch so fremd und neu erscheinen wird.

Es gäbe noch viel mehr über ihn zu erzählen, aber lassen wir ihn nun selbst zu Wort kommen.

Das Interview

Hallo, lieber Emanuel Frank, ich freue mich sehr, dass ich dich heute interviewen darf und du uns Einblick in deine Arbeit und in dein Leben als Foto-Künstler gewähren wirst. Meine ersten Fragen beziehen sich auf deinen biografischen Hintergrund und wenn du bereit bist, dann kommt hier schon meine erste Frage.

Wann und wo wurdest du geboren?

Hallo Mona, ich danke für die Einladung. Ich bin am 18.11.1961 in Mühldorf in Kärnten geboren.

Wer waren deine Eltern und welchen Beruf übten sie aus?

Meine Eltern, Maria und Emanuel Frank, leben beide nicht mehr. Sie haben in einer Lodenfabrik gearbeitet, die Mutter als Näherin und der Vater als Schlosser und Kraftfahrer.

Und hast du Geschwistern?

Ja, ich habe zwei ältere Schwestern.

Beschreibe bitte das Milieu in dem du aufgewachsen bist.

Ich wuchs im Arbeitermilieu auf, wir lebten zuerst in einem Wohnblock mit vielleicht dreißig Betriebswohnungen. Im Alter von fünfzehn Jahren zog ich mit meiner Familie in ein selbst erbautes Einfamilienhaus.

Welchen Stellenwert hatte Kunst in deiner Familie? Gibt oder gab es in deiner Familie noch andere Künstler*innen?

Bei uns hatte Kunst keinerlei Stellenwert In meiner Familie gibt und gab es keine Künstler.

Wann und wie hast du bemerkt, dass es dich zur Kunst zieht – speziell zur Fotografie?

Wann ich mit der künstlerischen Fotografie anfing, das kann ich gar nicht so genau sagen. Begonnen hat alles mit der Dokumentationsfotografie, ich fotografierte in Vereinen, bei Familienanlässen und so weiter. Und da ich gelernter Zimmermeister bin, war es naheliegend, dass mich auch die Holzarchitektur als Motiv reizte.

Ich denke, dass ich im Jahre 1990, als ich dann nach Wien kam, begonnen habe künstlerisch zu fotografieren. Ich kann aber gar nicht sagen, wann Fotos künstlerisch sind.

Angenommen ich habe noch nie etwas von dir gehört oder Fotos von dir gesehen, wie würdest du mir oder einer anderen Person deinen Zugang zur Fotografie beziehungsweise deine Arbeitsweise erklären?

Ich erkläre den Menschen meine Fotografie zweigeteilt. Einerseits mache ich Handyfotos, sogenannte Readymades1, welche ohne großen Aufwand gemacht und sofort gepostet werden können. Das sind Fotos, die ich in der U-Bahn, in der Schule, beim Wandern, auf Konzerten oder wo auch immer mache. Ein weiterer Schritt ist die Nachbearbeitung am Handy.

Das Fotografieren ist immer ein Spiel mit Licht und Schatten,

Wenn ich Fotos von Musikern mache, dann lege ich mich auf die Lauer, fühle die Musik und warte einen guten Augenblick und Ausdruck im Gesicht der Künstler ab, erst dann drücke ich auf den Auslöser.

Fotografiere ich in der Natur, dann achte ich auf eine gute Aufteilung über das gesamte Bild. Ein eigenes Kapitel ist die Fotografie mit Lichtspuren, bei der ich den Fotoapparat über eine Lichtquelle bewege. Auch die Aktfotografie hat mich eine zeitlang beschäftigt, damit habe ich aber aufgehört, da es für mich eine ambivalente Angelegenheit ist.

Erzähle mir bitte etwas über den Künstler in dir, wer ist er, warum tut er, was er tut? Wie arbeitest du? Was sind deine Motive?

Einiges habe ich ja schon vorher erwähnt. Ich arbeite unscheinbar und im Hintergrund, meist von den anderen unbemerkt.

Warum ich mit der Aktfotografie aufgehört habe, hat auch damit zu tun, dass ich zum Beispiel Aktmodelen keine Anweisungen geben kann, weil ich manchmal ein Sprachbarriere habe. Und ich arbeite generell gerne alleine.

Was bedeutet dir dein Kunstschaffen? Ist es eher ein Instrument, um der Welt deine Ansichten mitzuteilen oder … ?

Kunstschaffen bedeutet für mich, etwas Schönes zu kreieren, sei es in der Fotografie, sei es in meinem Beruf als Berufsschullehrer oder früher im Holzbau. In meinem Unterricht an der Berufsschule setze ich auch auf die Kreativität meiner Schüler*innen.

Bei den Readymades geht es mir um das Hinschauen auf Alltägliches, dann in einem zweiten Schritt die Fotos in Schwarz-weiß-Bilder umzuwandeln, wodurch sich viele kreative Möglichkeiten auftun, die Realität anderes zu betrachten. Eines meiner Mottos in der Fotografie ist: „Schwarz-weiß ist Farbe genug“.

Kannst du von deiner künstlerischen Arbeit leben?

Ich kann von meiner künstlerischen Fotografie nicht leben – das ist auch nicht meine Absicht. Vom Holzbau habe ich mal gelebt, Der Holzbau hat ja auch eine kreative Seite, er bildet durch die unterschiedlichen Dachformen wie Satteldach, Walmdach, Zeltdach, Tonnendach usw.

 

die Dachlandschaft eines Ortes. In der Vertikalen prägt der Holzbau durch die unterschiedlichen Fassaden mit den verschiedensten Fassadenverkleidungen, sowie durch die diversen Formen und die Anordnung von Fenstern, Torbögen oderTüren das ästhetische Stadt- oder Dorfbild.

Welche Vorbilder prägten dich? Gibt es Lehrer_innen, die sehr wichtig für dich waren? Welche Ausbildungen hast du genossen?

Meine ersten „Vorbilder“ waren Bücher, der erste Name eines, für mich wichtigen Fotografens, war der von Ansel Adams, der Landschaftsfotografie macht. Die erste Person, die ich persönlich kennenlernte, ist der Fotograf und Bestsellerautor Bernhard Moestl. Bei ihm habe ich einige Workshops gemacht. Und zum Thema Readymades möchte ich Man Ray2 nennen.

Wo stellst du deine Fotos aus? Hast du Preise gewonnen?

Ich habe in verschiedenen Lokalen, wie zum Beispiel im Lokal „Zur Bunten Kuh“, das es leider nicht mehr gibt, ausgestellt. Außerdem im Kunstraum Ewigkeitsgasse, im Albert’s Bücherlager mit Bildergesprächen und auch im Lichtraum Eins. Einige Fotos von mir haben es auf Plattencovers geschafft ,zum Beispiel auf ein Album von 9Lem mit Alex Miksch.

Gehören für dich soziales Engagement und/oder gesellschaftspolitische Themen und Kunst zusammen?

Darüber habe ich noch nicht viel nachgedacht, ich denke aber schon, dass Fotos gesellschaftspolitisch einiges bewegen können. Ich müsste mich noch mehr mit meinen eigenen Fotos befassen und sie inhaltlich beschreiben.

Mein persönliches soziales Engagement bedeutet für mich, dass ich mit meinen Fotos die Zeit und die Gesellschaft dokumentiere, in der ich lebe – seien es Konzerte und Bilder vom öffentlichen Raum oder Ähnliches.

Wie gestaltet sich deine augenblickliche Lebenssituation und wie ist dein Lebensgefühl?

Ich habe mein Masterstudium in MedienSpielPädagogik beendet und arbeite als Lehrer. Es sind noch drei Jahre bis zu meiner Pensionierung und ich beginne gerade ein Buch zu schreiben. Damit werde ich einige Zeit beschäftigt sein.

Außerdem habe ich vor, endlich meine über hundertzwanzig Bücher zu lesen, die in meiner Bibliothek auf mich warten.

Lebst du in einer Beziehung, hast du Kinder und wenn ja, sind diese für dich – auch in Bezug auf deine künstlerische Tätigkeit – wichtig?

Ich lebe alleine und habe keine Kinder.

Was bedeuten für dich die Begriffe Familie und Heimat?

Auf den Begriff Familie möchte ich nicht näher eingehen, ich habe mittlerweile akzeptiert, wie es bei uns abgelaufen ist.

Ich habe in Wien eine zweite Heimat gefunden. Hier fühle ich mich wohl. Ich lebe alleine in meiner Eigentumswohnung und möchte hier bis an mein Lebensende leben.

Was sind deine Ziele, was möchtest du noch erreichen, gibt es Pläne für die Zukunft, auch über deine Hoffnungen und Ambitionen möchte ich gerne etwas erfahren?

Meine Ziele sind: das Schreiben des schon erwähnten Buches. Mich noch intensiver mit der Fotografie zu beschäftigen und mehr über meine eigene Arbeit als Fotograf zu schreiben.

Danke für das Interview, ich wünsche dir viel Erfolg für dein Buch und alles Gute für deinen weiteren Lebensweg.

Nähere Infos:

www.kameraauge.at

www.emfra.at

https://www.facebook.com/profile.php?id=100072280180039

1Readymades sind Gegenstände, die aus ihrem ursprünglichen Kontext herausgelöst und dann als Kunstwerke inszeniert werden. Der Begriff wurde erstmals 1913 von Marcel Duchamp verwendet, der als erstes Readymade sein Werk Fahrrad-Rad präsentierte.

2 Man Ray war ein US-amerikanischer Fotograf, Filmregisseur, Maler und Objektkünstler, er zählt zu den bedeutenden Künstlern des Dadaismus und Surrealismus, wird aber aufgrund der Vielschichtigkeit seines Werkes allgemein der Moderne zugeordnet. Man Ray gilt als wichtiger Impulsgeber für die moderne Fotografie und Filmgeschichte bis hin zum Experimentalfilm.

 

 

Author: Mona May

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