ein ARTikel von Mona May
Bilder sagen mehr, als tausend Worte. Bilder erlauben uns, in einer Art und Weise miteinander zu kommunizieren, die uns tief bewegen kann. Und wenn wir uns auf das spürende Sehen ganz und gar einlassen und für einige wenige Momente der Selbstvergessenheit anheim fallen, ja, dann, dann können wir vielleicht sogar durch die Augen eines anderen Menschen sehen und seine innere Wirklichkeit erschauen.
An dieser, ihrer inneren Wirklichkeit, lässt uns die Foto-Künstlerin Petra Kral, die ich unseren Leser*innen heute vorstellen darf, teilhaben. Aber nicht nur das, die Erlebniswelten, die sich uns durch ihr fotografisches Werk erschließen, sind so manigfaltig im Ausdruck, wie die Natur selbst, die die Künstlerin zu ihrem Hauptmotiv erkoren hat.
Sie nimmt uns gleichsam an der Hand und führt uns behutsam und doch bestimmt durch ihren poetischen Bildergarten, in welchem die prachtvollsten Farben, Formen und Strukturen erblühen. Wir begegnen zauberhaften Geschöpfen, die so zart und zerbrechlich sind, wie mitunter wir selbst und die doch von einer ewigen, alles überdauernden Schönheit sind, die uns mit unserer Vergänglichkeit zu versöhnen vermag.
Und wir staunen.
Und stehen still.
Und halten für einen Augenblick die Luft an … und meinen uns in einer anderen Welt wiederzufinden. Ruhe kehrt ein und ein besänftigender Frieden erfasst unseren Geist. So schön ist es dort, in ihrer Zauberbilderlandschaft, dass wir gar nicht mehr zurückkehren wollen, in unsere oft all zu schroffe Realität.
Wenn Petra Kral ihrer Leidenschaft – der Natur-Macro-Fotografie – nachgeht, dann lässt sie sich völlig davon absorbieren, dann führt sie sozusagen ein inniges Zwiegespräch mit einem Blütenkelch.
Ihr allergrößter Wunsch ist, dass ihre Bilder in den Menschen wirken dürfen und die Kraft und die Magie, die ihnen innewohnt, auf uns überspringen. Bald schon sollen ihre Kunstwerke daher nicht nur Räume zieren und verschönern, sondern auch die Modebranche erobern und uns auf Alltagsgegenständen erfreuen.
Die 1970 in St. Pölten / NÖ geborene Künstlerin hat ein bewegtes Leben hinter sich, aber darüber wird sie uns im Interview-Teil selbst mehr zu berichten haben.
Ich möchte noch erwähnen, dass eines ihrer Bilder heuer bei einem der größten Fotofestival Europas, dem Festival La Gacilly-Baden Photo, das vom 13. Juni – 13. Oktober 2024 in Baden bei Wien stattfindet, ausgestellt werden wird.
Das Interview
Hallo, liebe Petra Kral, ich freue mich sehr, dass ich dich heute interviewen darf und du uns an deinem Leben und an deiner Arbeit als Foto-Künstlerin teilhaben lassen wirst. Meine ersten Fragen beziehen sich auf deinen biografischen Hintergrund, verrätst du uns zuerst einmal, wann und wo du geboren wurdest?
Die Freude ist ganz auf meiner Seite. Also ich wurde am 15. April 1970 in St. Pölten / NÖ geboren.
Bist du mit Geschwistern aufgewachsen und wer und wie waren deine Eltern?
Ja, ich habe einen älteren Bruder, der im Oktober 1968 zur Welt gekommen ist. Wir haben noch immer engen Kontakt.
Mein Papa, Jahrgang 1945, war ein Einzelkind und sehr viel bei seiner Oma. Später dann wurde er zum Schlüsselkind und war sehr viel alleine, dadurch, dass er sehr neugierig war, hat er aber immer etwas gefunden, womit er sich beschäftigen konnte. Mit ungefähr sechzehn Jahren begann er eine Lehre bei der EVN (Energie Versorgung Niederösterreich), wo er auch im firmeneigenen Internat war. Er hat Zeit seines Lebens viel gearbeitet und ist nach wie vor viel mit sich selbst alleine, er kann fast alles und erledigt die verschiedensten Arbeiten, die anfallen.
Als mein Bruder und ich klein waren, war mein Papa sehr viel arbeiten oder in der Abendschule, daneben haben meine Eltern ein Haus gebaut. So war er für mich lange Zeit nicht greifbar und verfügbar. Er war zwar streng und es gab viele Regeln, aber wir hatten auch jede Menge Spaß und lachten viel (ist immer noch so).
Bei meiner Mama, sie ist Jahrgang 1946, war es so, dass sie am liebsten eine Modeschule besuchen wollte, was ihr aber nicht erlaubt wurde. So hat sie anfänglich in einer Bank gearbeitet und sobald wir Kinder geboren wurden, ist sie Zuhause geblieben. Sie ist immer am Arbeiten, freie Zeit ist für sie fast nicht auszuhalten. Sie liebt den Garten und das Haus und geht seit einigen Jahren regelmäßig tanzen, was ihr große Freude bereitet.
Meine Mama war immer sehr liebevoll, ich habe nie ein lautes Wort von ihr gehört. Das damals so wichtige Bild “brav zu sein” haben wir Kinder sicherlich erfüllt.
Bitte beschreibe das Milieu in dem du groß geworden bist?
Wie ja aus meiner vorherigen Antwort ersichtlich ist, gehören meine Eltern der Nachkriegs-Generation an. Sie haben immerzu gearbeitet und alles, was nur irgendwie möglich war, selbst gemacht, um Geld zu sparen. Da wurde zum Beispiel die Kleidung für uns genäht, und auch sonst allerlei Reste weiter verwertet. Die Eltern meines Papas wohnten auch bei uns im Haus, sie haben anfangs sehr viel mitbestimmt, eben zum Beispiel, dass es kein drittes Kind geben soll, obwohl das meine Eltern gerne wollten. Dann wurde das Haus ausgebaut, um Platz für alle zu schaffen. Urlaub machen oder sich einfach mal was zu gönnen, gab es nur selten. Das Zusammenleben von drei Generationen in einem Haus – obwohl diese stockwerkmäßig getrennt waren – war sehr oft eine große Herausforderung für meine Eltern. Als Kind habe ich das aber nicht so mitbekommen.
Wie stand deine Familie zur Kunst? Gab es noch andere Künstler*innen? Wenn ja: wer war das und welche Kunst übten sie aus?
Meine Mama hat, als sie schon älter war, begonnen zu malen. Sie besuchte sogar einige Malkurse, was ihr sehr viel Freude bereitet hat. Und ganz sicher hat sie ein Talent für Mode, die Modeschule zu besuchen wurde ihr ja leider in ihrer Jugend verboten. Sie nähte die gesamte Kleidung für uns Kinder und früher viele Sachen wie Röcke, Hosen und auch Ballkleider für sich selbst.
Wann und wie hast du bemerkt, dass es dich zur Kunst zieht – speziell zur Fotografie?
Ich war schon als Kind sehr kreativ, ich habe gerne gebastelt, auch genäht und gemalt. Ich wollte immer etwas Kreatives mit meinen Händen machen. Mit achtzehn habe ich dann auf der Akademie der bildenden Kunst Lehramt für technisches Werken studiert. Hier waren viele Fähigkeiten gefragt, handwerklich, zeichnerisch und kreativ. Das Fotografieren ist erst viel später zu mir gekommen. Ich war viele Jahre Lehrerin, dann bei den Kindern Zuhause. Jedoch wollte ich nach dieser langen Pause nicht mehr in die Schule zurück, wusste aber auch nicht, was ich sonst machen wollte.
Ich wollte schon immer eine Foto-Kamera haben, hab mir aber nie eine gekauft. 2014 hat mir dann mein Ex-Mann eine Kamera und auch gleich einen Kurs dazu, geschenkt. Jetzt habe ich bei jeder Gelegenheit fotografiert und bin voll in diese Welt eingetaucht.
2018 habe ich dann eine Ausbildung an der Akademie Krems zur Fotografin absolviert. Dann war dieser Weg nicht mehr aufzuhalten. 2021 habe ich meinen Lehrerjob endgültig gekündigt und mich selbständig gemacht. 2022 bin ich voll in die künstlerische Natur-Macro-Fotografie eingetaucht.
Jetzt interessiert mich und sicher auch unsere Leser*innen, was können wir uns denn unter Natur-Macro-Fotografie genau vorstellen?
Bei der Macro-Fotografie kommst du der Natur ganz nahe. Das heißt, ich bin ganz dicht an den „Objekten“ dran, so nah, dass ich sie fast schon berühre. Die Formen erscheinen dann wie eine übergeordnete Struktur und dabei werden Dinge sichtbar, die wir ohne diese Nähe nicht wahrgenommen haben und teilweise auch gar nicht wahrnehmen können, weil das menschliche Auge nicht dafür gemacht ist.
Danke schön und hier kommt schon meine nächste Frage: Welche Vorbilder prägten dich? Gab es Lehrer*innen, die sehr wichtig für dich waren? Welche Ausbildungen hast du sonst noch genossen?
Am meisten haben mich immer Menschen beeindruckt, die zu sich selbst stehen und offen und ehrlich ihre Meinung sagen, auch wenn das unangenehm oder herausfordernd ist. Menschen, die sich nicht verbiegen, um in Schubladen zu passen und die zu ihren Werten stehen.
Nach der Matura bin ich nach Wien gezogen und habe Lehramt für Sport und technisches Werken studiert. Das sind zwei Fächer, bei denen es für mich möglich war, Kreativität und Individualität zu verbinden und bei denen nicht ständig „gebüffelt“ werden musste. Soziale Kompetenzen haben für mich einen weitaus höheren Stellenwert, als das auswendig Lernen eines Schulstoffes innerhalb einer vorgegebenen Zeit.
Wie würdest du das, was du tust, einer anderen Person, die noch nie etwas von dir und „deiner Kunst“ gehört oder gesehen hat, erklären beziehungsweise vermitteln?
Meine Liebe gehört der Natur-Macro-Fotografie. Wenn ich fotografiere, tauche ich in eine andere Welt ein, in eine Art andere Dimension. In diesem Moment, in welchem ich das Bild mache, öffne ich einen magischen Raum, den unendlichen Raum der Kraft der Natur und gebe den Menschen dadurch ebenfalls die Möglichkeit in diesen Raum einzutreten. Somit kann sich auch für sie ein eigener und erweiterter Raum eröffnen, wodurch sie in ihre Leichtigkeit und Kraft und in eine „höhere Schwingung“ kommen können.
Ich sehe meine Bilder, als ein Tor beziehungsweise als eine Möglichkeit dieses unendliche Potential der Natur zu nutzen. Hier gibt es keine Limitierungen, Regeln oder Voraussetzungen. Es braucht nur die Bereitschaft durch dieses Tor zu gehen, dann kann diese unendliche und magische Energie fließen.
Erzähle mir bitte etwas über die Künstlerin Petra Kral, wer ist sie, warum tut sie, was sie tut? Wie arbeitest du? Was sind deine Themen und Motive?
Ein Leben ohne Kreativität gibt es in meiner Vorstellung nicht. Ich bin immer am Schaffen und Kreieren und versuche stets meine Ideen zu verwirklichen. Wenn ich mir mal etwas in den Kopf gesetzt habe, dann wird das auch umgesetzt. An Strategien fehlt es mir nie.
Ich arbeite intuitiv und plane meine Fotostreifzüge nicht, wenn es soweit ist spüre ich es und starte einfach. Mein Körper ist das beste Barometer, er gibt mir stets Feedback, ob es der richtige Zeitpunkt ist oder nicht. Und es zieht mich immer in die Natur. Beim Fotografieren bin ich immer wieder fasziniert von der Schönheit und Magie der Natur, welche Power in ihr steckt und wie sehr wir von dieser Kraft profitieren können.
Meine Motive sind Pflanzen und Blüten, egal ob sie gerade in ihrer vollen Kraft und Blüte stehen oder ob sie bereits am Verblühen sind. Jede Phase ihres Zyklus ist faszinierend und spannend für mich
Was bedeutet dir dein Kunstschaffen? Ist es eher ein Instrument, um der Welt deine Ansichten mitzuteilen?
Ich möchte keine Ansichten teilen, ich möchte Möglichkeiten eröffnen. Und durch meine spezielle Art der Fotografie gebe ich den Menschen hoffentlich diese Möglichkeit. Es ist die Möglichkeit, die Kraft und das Potential der Natur voller Leichtigkeit und Leidenschaft erleben zu können. So kann sich für andere Menschen ihr eigener, sehr persönlicher Raum öffnen oder auch erweitern.
Gehören für dich soziales Engagement und/oder gesellschaftspolitische Themen und Kunst zusammen?
Ich persönlich trenne mein Kunstschaffen von gesellschaftspolitischen Themen.
Wo arbeitest du, wo finden die Foto-Sessions statt, wo können deine fotografischen Werke gesehen werden, nimmst du an Ausstellungen teil?
So wie ich es schon gesagt habe, ich arbeite immer in der Natur, hin und wieder mache ich auch Porträt-Sessions, die finden ebenfalls nur draußen statt.
Ich habe schon einige eigene Ausstellungen gemacht und auch bei Ausstellungen mitgewirkt: in Krems, St.Pölten und Wien zum Beispiel.
Heuer bin ich das erste Mal mit einem Bild bei der La Gacilly in Baden dabei, das freut mich ganz besonders, denn das ist ein sehr cooles Foto-Festival. Sonst sind meine Werke auf meiner Homepage zu sehen. 2021 habe ich einen Bildband mit dem Titel „KREMS und STEIN Perspektiven“ gestaltet, der bei zahlreichen Verkaufsstellen in Krems erhältlich ist. Mit seinem handlichen Format von 18×12 cm ist er ein ideales Mitbringsel für Touristen.
Hast du Preise gewonnen und an „wichtigen“ Festivals teilgenommen?
Ja, ich habe 2021 den Fotowettbewerb „Meine Wachau“ gewonnen. Und heuer wird, so wie vorhin bereits erwähnt, bei dem größten Fotofestival Europas, dem Festival La Gacilly-Baden Photo, das vom 13. Juni – 13. Oktober 2024 in Baden bei Wien stattfindet, ein Bild von mir ausgestellt.
Beschreibe mir bitte deine augenblickliche Lebenssituation und dein Lebensgefühl, auch über deine Hoffnungen, Ambitionen und Ziele möchte ich gerne etwas erfahren?
Ich liebe meine Selbständigkeit, ich sehe meine Arbeit nicht als Arbeit, sondern ich tue das, was ich liebe und das mit Leidenschaft, Leichtigkeit und Lebensfreude.
Ich hoffe, dass ich all meine Leidenschaft und Liebe zum Leben, meinen Kindern weitergeben kann und dass ich meine Lebensfreude immer nähren kann. Mein großes Ziel ist es, die Liebe und Verbundenheit der Menschen zur Natur zu stärken und den Menschen bewusst zu machen, dass sie diese Ur-Kraft und dieses Potential jederzeit für sich nutzen können, um selbst in ihre Größe zu kommen.
Was bedeuten dir die Begriffe Familie und Heimat?
Ich bin ein absoluter Familienmensch, ich liebe Familienfeste und ich liebe es meine Familie zu treffen. Ich verbringe urgerne Zeit mit meinen Kindern und genieße jede Minute mit ihnen.
Eigentlich bin ich sehr heimatverbunden, mit meinem jetzigen Partner genieße ich aber auch die zahlreichen Auslandsreisen, sowohl privat als auch geschäftlich. Die Kulturen anderer Länder zu erleben ist eine Bereicherung, und deshalb versuche ich auch, so oft wie es möglich ist, meine Kinder mitzunehmen.
Das heißt du lebst in einer Beziehung und hast zwei Kinder, sind diese für dich auch in Bezug auf deine künstlerische Tätigkeit wichtig?
Ja und ja! Zurzeit lebe ich in Krems an der Donau in einem wunderbaren Miethaus mitten in der Stadt mit meinen zwei Kindern und meinem neuen Lebenspartner Hannes. Unsere beiden Katzen bereichern ebenfalls unser Zuhause.
Meine Kinder sind sechzehn und achtzehn Jahre alt und werden gerade so richtig flügge und selbständig. Sie finden meine Arbeit richtig toll und freuen sich immer, wenn es Neuigkeiten gibt. Für mich ist es sehr bereichernd, dass sie meine Arbeit schätzen und auch Anteil daran nehmen.
Über deine übergeordneten Ziele haben wir ja schon gesprochen, welche naheliegenden Ziele hast du, was möchtest du noch erreichen, gibt es Pläne für die Zukunft?
Auf jeden Fall möchte ich in nächster Zeit meine „Türen“ für die Menschen erweitern, das heißt es wird nicht nur Bilder von mir geben, sondern auch viele andere Bereiche, die diesen Zugang zur Natur ermöglichen. Dabei denke ich an Mode, Accessoires, Haushaltsgegenstände und was immer hier noch wirken möchte. Und ich möchte noch viel reisen, neue Erfahrungen machen und mein Wirken in die Welt tragen.
Danke für das Interview, ich wünsche dir viel Erfolg bei allen deinen Vorhaben und alles Gute für deinen weiteren Lebensweg.
Nähere Infos:
https://www.instagram.com/petrakralcom