Die Metamorphosen der Lotte Hubmann

ein Portrait von Mona May

Oft bleibt das, was wirklich groß ist, im Verborgenen. Es sei denn wir schauen genauer hin und lassen uns darauf ein. Dann kann es uns passieren, dass wir uns dabei ertappen, wie wir mit einem Mal staunend still werden und sich vor unserem inneren Auge eine neue, eine bis dato unbekannte und unberührte Welt auftut. Eine Welt jenseits der gängigen Logik und Wahrnehmung, die zugleich eine Welt jenseits des Verborgenen ist. Viel mehr noch: das Verborgene hinter dem Verborgenen eröffnet sich uns und wir werden einer Welt gewahr, die tief in uns selbst schlummert und die uns Zuflucht gewährt und uns Trost spendet.

Seelenspiegel

Und das, was wir im Außen sehen, hat plötzlich etwas mit uns selbst zu tun, als gäbe es von jeher eine stille Übereinstimmung, denn dieses im Außen Existierende, geht nicht nur mit uns in Resonanz, es existiert bereits, als Thema, als Atmosphäre, als Ahnung, in uns. Sonst könnten wir es nicht schauen, nicht erkennen, nicht erleben. Ich möchte alle, für die das jetzt zu abgehoben oder zu metaphysisch klingt, einladen, eine Ausstellung von Lotte Hubmann, die ich Euch heute voller Freude im Rahmen meiner Aktion Goethe ist tot – wir leben vorstellen darf, zu besuchen. Ihre Arbeiten inspirierten mich zu diesen Worten.

 Sinnvolles Erleben

Sie macht Kunst zum Anfassen, dabei macht sie sich in erster Linie das Phänomen des Schauens und Sehens zunutze, denn zuerst sehen die Augen etwas und schauen, bevor ein Impuls folgt, das Angeschaute auch anfassen zu wollen. Die Augen tasten zuerst. Dann tasten die Hände. Es ist sensationell, was wir alles mit unseren Sinnen erleben können und Lotte Hubmann ist sich dessen bewusst und setzt auf diese sinnliche Erlebnisqualität in ihren Arbeiten und Ausstellungen. Daher möchte ich sie – nur damit keine Missverständnisse entstehen – auf gar keinen Fall auf den Sehsinn reduzieren, das würde ihr und ihren Arbeiten nicht gerecht werden.

Metamorphosen

Ihre Kunst hat Symbolcharakter und geht doch weit darüber hinaus, denn sie ist zudem eine Großmeisterin der räumlichen Gestaltung und des örtlichen und zeitlichen Wandels. Die Umwandlung, um die es ihr dabei geht, ist metaphorisch im Bezug auf die Lebensvorgänge und Lebensprozesse zu verstehen. Selbst der Tod und das Vergängliche wird nicht ausgeklammert, sondern als Teil des Lebens betrachtet und in ihre Kunst integriert. Wessen Kunst so geARTet und doch voller Schönheit ist, muss sich also vom Leben leiten lassen können, darf nichts ausschließen und das Leben in seiner Tiefgründigkeit, in seiner Schmerzhaftigkeit, in seiner Vielfältigkeit, wie auch in seiner Vergänglichkeit, verstehen können. Und das kann sie offenbar in einer Weise, wie kaum eine andere Künstlerin ihres Genres. Das mag zum Einen an ihren reichhaltigen Lebenserfahrungen liegen, die auch die frühe Begegnung mit den Schattenseiten des Lebens nicht ausschließen, zum Anderen an ihrer natürlichen Herzlichkeit, vor allem aber an ihrem großen Talent, dem sie völlig frei nachgeht, wodurch Pures und Unverfälschtes entstehen darf. Diese Authentizität ist in all ihren Arbeiten spürbar. In diesem Interview erzählt sie uns selbst mehr aus ihrem ereignisreichen Leben.

Ausstellungen

Die Liste ihrer Ausstellungen ist lang, sehr lang sogar und auch die Ausstellungsbeteiligungen können sich sehen lassen. Die Auflistung würde den Rahmen meines Porträts sprengen, daher möchte ich nur drei ihrer sagenhaften Projekte herausgreifen, wissend, dass das nur ein kleinster Ausschnitt ihres Schaffens ist:

Finding Colours – Plastic.Earth

Da ist ihr Projekt FINDING COLOURS – PLASTIC.EARTH, worüber sie sagt: „Leider ist es mir in Österreich noch nicht gelungen mein Plastik-Projekt FINDING COLOURS – PLASTIC.EARTH, an dem ich mehr als zwei Jahre gearbeitet habe und das ich in Griechenland am Pilion in einer Einzelausstellung präsentieren durfte, in einer größeren Dimension auf die Beine zu stellen. Dazu bräuchte ich einen Sponsor aber es würde mich nach wie vor sehr reizen, dieses Projekt noch weiter in die Welt zu bringen.“

Zeichen:Spuren:8:8

Als zweites Projekt möchte ich ZEICHEN:SPUREN:8:8 nennen und auf das Video auf Youtube hinweisen:

Haut:Schatten

Und als drittes Projekt sei ihr HAUT:SCHATTEN genannt, von dem es ebenfalls auf Youtube ein tolles Video gibt:

Hinweisen möchte ich noch auf die laufende Ausstellung, an der Lotte Hubmann beteiligt ist: Das Wesen in der Kunst – der Mensch in der Zukunft vom 12.10. – 26.10.2019 in Pischelsdorf / K3

Für mich ist Lotte Hubmann eine von den ganz Großen und unter der Vielzahl der bildenden Künstler_innen hebt sie sich, wie die Marina Abramovic bei den Performance-Künstlern, hervor. Ich wünsche ihr auf ihrem weiteren Weg viel Erfolg und dass ihr ihre Schaffenskraft bis ins hohe Alter erhalten bleibt, denn wir wollen noch mehr von ihr sehen und hören.

Foto (Portrait): Christian Strassegger

Author: Mona May

3 thoughts on “Die Metamorphosen der Lotte Hubmann

  1. Liebe Lotte!
    Schön, ja, sehr schön ist deine Kunst..

    Vor allem sie Erdfarben, die du sehr elegant in die verschiedenen Räumlichkeiten und Ecken (des Lebens..) zu streuen verstehst.

    Schön auch, WOrte von dir zu vernehmen,
    nicht die ewigen dunklen Schatten spiele..
    Alles Gute und viel
    Schaffensfreude
    weiterhin
    Franz

  2. Eine beeindruckende Künstlerin hat Mona May hier wieder vor den Vorhang geholt. Ich hoffe doch sehr, dass es in Wien einmal die Möglichkeit geben wird diese wunderbaren Werke im Original zu betrachten und zu berühren.
    Weiter viel Erfolg und so viel Kreativität.
    Liebe Grüße
    Christine

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