ein Portrait von Mona May
Wenn sich Welten zu verbinden beginnen
Am liebsten würde ich sie berühren, sie angreifen, mich an sie schmiegen oder in sie hineinkriechen – in diese weichen, runden Formen, die dem Leben so nah sind und doch dabei etwas so Fernes, Erhabenes und Mystisches ausstrahlen.
Stonehenge fällt mir ein, aber auch das Waldviertel, mit seinen geheimnisumwitterten Plätzen und Orten, das unter anderem den Platz des Skorpions in der Nähe von Kautzen beherbergt. Und ich muss an uralte kultische Rituale und Zeremonien denken, während ich sie auf mich wirken lasse. Sie bewegen mich nicht nur, sie atmen und sie sprechen zu mir.
Ja, ich könnte regelrecht in ihnen versinken, in diesen Lebens-Sphären-Skulpturen des Bildhauers Lukas Mayr, die so verheißungsvolle Namen, wie Lebendig, Goldener Schnitt, Goldenes Ei, Dimensionen oder schlicht Der Kuss, tragen.
Die Werke von Lukas Mayr (Jahrgang 1994) sind von einer ganz eigenen Intensität und haben eine Reife und Tiefe, die sonst oft nur bei Künstlern_innen anzutreffen sind, die auf jahrzehntelange Erfahrungen zurückgreifen können.
Himmel und Erde treffen hier aufeinander und die Archaik, eine Epoche von besonderen kulturellen und politischen Entwicklungen im antiken Griechenland, die von 700 – 500 v. Chr. reichte, stößt auf die Moderne Zeitgenössische Kunst des 21. Jahrhunderts.
Von klein an ziehen den freischaffenden Künstler Lukas Mayr, runde und ovale Formen magisch an. Und diese Formen haben, wie er sagt, einen natürlichen Code: Ruhe, Liebe, Kraft, Spiritualität, Ausgeglichenheit, Reichtum, Heilung und Wissen. Jede Sphäre geht mit dem Menschen individuell in Resonanz.
Bei diesen Worten fällt mir unwillkürlich der große griechische Philosoph und Universalgelehrte der Antike, Aristoteles, ein, der ebenfalls schon früh eine große Vorliebe für alles Runde, Kreis- und Spiralförmige und Ovale gehabt haben soll und der in seinen Berechnungen davon ausging, dass die Erde kein scheibenförmiges Gebilde, sondern kugelförmig ist. Damit schuf er, soviel ich weiß, die Grundlagen für die späteren physikalischen Forschungen von Galilei.
Auch der Begriff der Sphäre, so wie der Künstler ihn versteht und gebraucht, und mit dem er etwas Immaterielles bezeichnet, erinnert mich an den Begriff des Äthers, den wir von Aristoteles Naturphilosophie kennen. Neben den vier klassischen Elementen Feuer, Wasser, Erde und Luft, hat er damit ein fünftes unstoffliches Element etabliert: die Quintessenz, die quasi als Urstoff alles Seiende zusammenhält.
Wer sich nun fragt, wie ich denn auf die Idee komme, einen so weiten Bogen von der Archaik über Aristoteles bis hin zu den Werken von Lukas Mayr zu spannen, wird das womöglich durch das Lesen der folgenden Worte, die er an mich gerichtet hat, besser nachvollziehen können.
Jede Sphäre ist ein neues Leben
“Es ist wunderschön, wie alles und wie jeder Mensch im Universum miteinander verbunden ist. Die Sphäre ist die effektivste Form der Natur. Sie steht für Leben und Ressourcen. So wird zum Beispiel Wasser im freien Fall zu einer Sphäre, aus der sich Regentropfen oder auch Seifenblasen formen. Sie alle sind rund. Es gibt nur diese eine Möglichkeit zu bestehen. Unsere Erde würde ohne diese runde Form, von der kleinsten bis zur größten Einheit, nicht existieren.
Die Faszination und Erforschung der Sphäre ist seit Anbeginn des Denkens auch ein kulturelles und religiöses Thema. So zeugen zahlreiche Artefakte davon, wie zum Beispiel die Steinsphären in Bosnien, Ägypten, New Zealand oder Costa Rica.
Die Sphäre steht für den Kreislauf des Lebens, denn so wie die Jahreszeiten oder der Wechsel von Tag und Nacht, der durch den Lauf der Sonne und des Mondes entsteht, ist auch das Leben nur durch das Zusammenspiel verschiedener Wirkkräfte möglich.
In all diesen Zyklen und Rhythmen spiegelt sich ein Gleichgewicht, das für alle da ist und für alle gleichermaßen gilt.
Durch das Arbeiten mit den plastischen Formen der Sphären, kann ich meine geführten Gedanken manifestieren und sie in etwas, für alle Sicht- und Fühlbares, verwandeln. Unsere Gedanken und unsere Vorstellungskraft sind ja unser größtes Gut. Sie sind unerschöpflich und können alles verändern. Die Sphären erzählen von dieser starken Gedanken- und Vorstellungskraft und strahlen diese als Informationen durch kreisförmige Schwingungen aus. Diese Informationen kann man für sich und andere unendlich nutzen.
Die Beschäftigung mit der „Heiligen Geometrie“ und mit dem Goldenen Schnitt sind ein wesentlicher Bestandteil meiner Arbeiten, sie unterstützen mich dabei, die oben genannten Botschaften, wie Ruhe, Liebe, Kraft, Spiritualität, Ausgeglichenheit, Reichtum, Heilung und Wissen, in meine Werke zu integrieren.
Zudem gibt es so viele wunderbare Materialien und ich bin jedes Mal aufs Neue davon begeistert, diese Materialien in den diversen Sphären zu kombinieren. Am liebsten arbeite ich zurzeit mit Beton, weil er mir eine größtmögliche schöpferische Freiheit lässt. Während der kreativen Entstehungsphase ist der Beton modellier- und gießbar und kann sehr gut mit anderen Materialien, wie mit Stein, Metall und Holz kombiniert werden.
Meine Werke haben ganz besondere Eigenschaften, wie zum Beispiel Langlebigkeit und eine hohe Dichte, das heißt sie sind witterungsbeständig und deshalb auch für Draußen, also fürs Freie geeignet. Und meine Skulpturen sind massiv, denn die Masse und das Gewicht sind für mich von äußerster Bedeutung, da sie als Qualitäten etwas darstellen, das nicht immer gleich erkannt wird, jedoch gefühlt werden kann. Das Gewicht bestimmt zudem die Energie und ist ein ausschlaggebender Bestandteil der Seele eines Werkes.
Da jede Sphäre von Hand gefertigt wird, ist jede Sphäre, jedes Werk einzigartig, nicht nur, was ihre optische und äußere Form betrifft, sondern auch in Bezug auf ihren Charakter.
Meine Werke sollen Hoffnung und positive Energie verbreiten, so dass jedes meiner Werke der Person, die es betrachtet, Kraft und Freude schenkt. Und ich möchte, dass beim Betrachten meiner Werke, Fragen aufkommen, die nicht sofort beantwortet oder gelöst werden können, sondern erst beim Eindringen in die Tiefe einen Sinn ergeben, Somit möchte ich über das rein Optische hinauswachsen und eine Verbindung aufbauen, die in andere Dimensionen führt.
Was möchte ich sonst noch sagen? Ja, vielleicht noch, dass meine Werke „frei“ und mit viel Liebe und Dankbarkeit geboren werden, denn: Jede Sphäre ist ein neues Leben.“
Ein kurzer biographischer Einblick
Lukas Mayr ist am 5. Oktober 1994 in Bozen / Südtirol im Tierkreiszeichen der Waage geboren. Er ist in Eppan an der Weinstraße, das ebenfalls in der Provinz Bozen liegt, mit seinen zwei älteren Geschwistern, einer Schwester und einem Bruder, aufgewachsen. Aufgrund der Lage Bozens wuchs er zweisprachig auf, er spricht also neben Deutsch auch noch Italienisch, wobei Deutsch seine Muttersprache ist. Seit kurzem lebt er in der schönen Stadt Brixen.
Nach seinem Gesellenbrief zum HSI-Installateur im Jahre 2012, nutzt er die Zeit und durchläuft 2015 Seminare und Workshops, die seiner Persönlichkeitsentwicklung dienen. Schon 2017 trifft er bewusst die Entscheidung, als freischaffender Künstler zu arbeiten und zu leben.
2018 beginnt er mit seiner Spezialisierung zum Holzbildhauer und besucht kurzentschlossen die Landesberufsschule für Kunsthandwerk CADEMIA in St. Ulrich in Gröden. Im Jahr 2019 nahm er an Angélica Fonseca K. Workshop über die „Heilige Geometrie“ teil, um noch im gleichen Jahr als Mitglied des Vereins UNIKA / Bildhauer Gröden Gen.m.b.H., aufgenommen zu werden.
Nähere Infos:
MyOneSphere
Web: www.myonesphere.eu
Facebook: @MyOneSphere
Facebook: @Unika lukas mayr
Liebe Mona,
ich liebe Deine Artikel die so einfühlsam die Arbeit der Künstler beschreiben. Du gehst so liebevoll und respektvoll mit allen um und ich kann mir dann immer ganz genau vorstellen wie sich jeder Künstler entwickelt und entfaltet hat. Das ist immer eine spannende Reise durch die Welt der Künstler.
vielen Dank dafür