Thomas Dieckmann: Das Sichtfeld der Schaffenskraft

ein Portrait von Mona May

Er hat nicht nur ein außergewöhnliches Talent, er selbst ist außergewöhnlich. Als Mensch und als Künstler, Und zwar durch und durch. Er ist einer, den man sich merken und an dem man nicht einfach mal so vorbeilaufen sollte. Man würde etwas versäumen, etwas Tiefgreifendes, und sich selbst um ein Erlebnis bringen, um einen visuellen, um nicht zu sagen, um einen sinnlichen Genuss der Extraklasse.

Sinnlich ist gleich aus mehreren Gründen – wie Ihr später noch sehen werdet – eines der richtigen Adjektive für Thomas Dieckmanns Werke, dessen Künstlername „Der Dieckmann – Der Maler mit der Lupe“ ist. Diesen großartigen Maler und seine großformatigen Werke, darf ich Euch heute im Rahmen meiner Aktion Goethe ist tot – wir leben vorstellen. Es ist mir eine große Ehre und ich lade Euch sehr herzlich dazu ein, mit mir auf den Spuren dieses Künstlers zu wandeln, Euch gleichsam mit mir in dieses Abenteuer zu stürzen.

Raum für Entdeckungen

Bevor wir aber mit unserer biografischen Expedition beginnen, lasst mich versuchen mit Worten auszudrücken, was mich an seinen Werken so fasziniert und fesselt. Nun, er beherrscht die Kunst der Perspektive, wie kein anderer.

Es ist diese Art die Perspektive so zu wählen, dass eine Räumlichkeit oder besser gesagt eine Anzahl unendlicher Räume entsteht, die ich so noch nie gesehen habe. Lasse ich mein Auge frei wandern, dann gelange ich von dem einen Raum in einen anderen Raum und entdecke alsbald, dass sich die Räume in den Räumen befinden. Diese vielen räumlichen Ebenen, diese Weiten und Tiefen, diese Fugen und Ritzen, diese Verschachtelungen, diese Schrägen und Winkel, nehmen mich in ihrer Vielschichtigkeit jedes Mal aufs Neue gefangen.

Raffinierte Komposition

Dazu diese subtile Farbgebung, plötzlich blitzt da ein Rot auf – unvermutet an einer Stelle, wo ich es zwar erwarten kann und doch bin ich überrascht. Fast perplex, ob dieser Raffinesse, bleibt mir der Mund offen. Und diese Schattierungen, über die ich immer wieder verblüfft bin. die sich in Pose werfen, um tändelnd ihr gekonntes Spiel mit Licht und Schatten zu zeigen und die um mich und meine Gunst werben. Das ist gar nicht nötig, denn diese haben sie längst. So stolperte ich einmal auf einer Social Media Plattform über mehrere Fotos von seinen Werken, es sprang sofort ein Funke auf mich über, sodass ich nicht anders konnte, als ihm begeistert Folgendes zu schreiben: „Du bist das Malende, lieber Thomas. Die Essenz der Formen und der Farben, so wie Du sie wählst, spiegeln sie das Leben in seiner ganzen bunten und unüberschaubaren Vielfalt wider. Es sind wunderbare Werke, die du erschaffst und der Welt schenkst.“

Reise durch die Welten

Und jetzt sitze ich da und schreibe ein Porträt über ihn. Wie schön, so habe ich die Gelegenheit sein Werk noch genauer zu studieren und zu genießen. Dabei fühle ich mich ein bisschen wie eine Voyeurin, denn ich vergrößere die Fotos von seinen Bildern auf meinem Laptop, ich will in jedes Detail vordringen, will jeden Winkel seiner Bilder erkunden. Ich will in diesen Werken spazieren gehen, so lebendig sind sie, so greifbar fühlen sie sich für mich an, so real sind diese Räume der Fantasie und des Lebens und überall finden sich – metaphorisch gesprochen – offene Türen. Da kann sich das Auge frei entfalten, kann herumschweifen und dann mal da und dann wieder dort verweilen. Ich mag seine Malerei, seine Bilder auch deswegen so gerne, weil sie es vermögen, mich in eine andere Zeit oder in eine andere Welt zu entführen. So tauchen einmal Theodor Storms Geschichten vor meinem inneren Auge auf oder Herman Melvilles Moby Dick oder das Paris der 1920er Jahre oder eine moderne japanische Großstadt, in der mechanische Menschen in den Straßen wie auf Fließbändern auf und ab laufen. Gruselig schön! Seine Werke hinterlassen bei mir immer einen tiefen Eindruck und berühren mich sehr, denn wenn ich in eines seiner Bilder hineinfalle, greift etwas von einer anderen Welt nach mir und zieht mich in seinen Bann.

Biografische Expedition

Was gibt Der Dieckmann – Der Maler mit der Lupe über sich, abgesehen davon, dass sich sein Talent schon früh abzeichnete, es allerdings noch eine ganze Weile dauern sollte, bis der im Sommer 1960 im Westharz geborene Künstler seiner Berufung folgte, preis? Auch wenn seine Antworten meist kurz und knapp sind, so nimmt er uns doch an der Hand und gewährt uns einen interessanten Einblick in sein bewegtes Leben. Natürlich will ich zuerst einmal von ihm wissen, wie er denn aufgewachsen ist? Thomas Dieckmann antwortet unprätentiös: „Als ich ungefähr ein Jahr alt war, zogen meine Eltern mit mir vom Westharz nach Köln. Dort wuchs ich in einer Arbeitersiedlungen auf. Ich bin der mittlere von drei Brüdern. Im Alter von nur dreiundvierzig Jahren verstarb unsere Mutter viel zu früh auf Ischia. Das war an ihrem fünfundzwanzigsten Hochzeitstag. Von diesem Zeitpunkt an, musste ich meine Wege alleine gehen. Na ja, genaugenommen ging ich meinen Weg gemeinsam mit Biggi, die ich bereits 1980 kennenlernte und in die ich damals schon sehr verliebt war.”

Der Maler mit der Lupe

Spielte das Malen zum damaligen Zeitpunkt in Deinem Leben schon eine Rolle?“, frage ich nach. „Ja, zum einen war da das Malen als eine meiner frühesten Leidenschaften und zum anderen meine große Liebe zu den Tieren. Beides begleitet mich nun schon fast mein ganzes Leben lang. So malte ich schon als Kleinkind im Vorschulalter sehr, sehr gerne und auch sehr viel. Aber erst als ich aufgrund einer schweren Netzhauterkrankung fast blind wurde und ich meine Tätigkeit als Beamter nicht mehr ausführen konnte und in Frühpension gehen musste, begann ich diese Leidenschaft immer stärker auszuleben.“ Aber wie machst du das denn nur, wie kannst Du bloß so präzise malen?“ will ich von ihm erfahren, denn seine Bilder beinhalten so kleine und feine Details, die aus meiner Sicht die Sehkraft eines Adlers erfordern. Er erklärt es mir: „Mit einer sehr starken Lupe erziele ich bei einem Abstand von zirka drei bis sechs Zentimeter zur Leinwand ein Sichtfeld, das die Größe eines Euros aufweist, dabei ist das Bild als Ganzes für mich nicht erkennbar.“

Der Drang zu erschaffen

Wow, ich bin mehr als beeindruckt! Mit nur noch ungefähr drei Prozent Sehkraft erschafft er Bilder von denen, neben ihrer Detailfreudigkeit und Ausdrucksstärke, eine magische Strahlkraft ausgeht. Eines ist für mich sicher, er verfügt über die Gabe einer außerordentlich starken Imagination. Während ich meinen Gedanken nachhänge, führt „Der Dieckmann – Der Maler mit der Lupe“ weiter aus: „Als Malwerkzeug benutze ich überwiegend einen Zahnstocher, da ich mit einem Pinsel den Widerstand der Leinwand nicht spüren kann. Mein innerer Drang auch mit meiner Sehbehinderung weiterhin zu malen, war so stark, dass ich lange darüber nachgedacht habe, wie meine Bilder aussehen müssten, damit sie nicht nur das Zeugnis eines Handicaps sind und welche Werkzeuge ich dafür benötigte.“ Neugierig frage ich nach: „Welche Themen sind für dich relevant oder gibt es ein wiederkehrendes Motiv, das dich reizt?“ „Hm,“ überlegt er kurz: „Meine Motive sind überwiegend Erinnerungen aus meinem Leben. Wenn ein Kunstwerk sehr begehrt ist, dann kann es schon mal vorkommen, dass ich mich erneut an dem Motiv versuche, wie zum Beispiel bei meinem Bild mit dem Titel Die nasse Straße.“ Sehr spannend!

Selbst gelehrt und ausgezeichnet

Nach seiner Ausbildung und seinen Vorbildern befragt, die ihn prägten, bekomme ich folgende Antwort: „Ich bin Autodidakt, eine künstlerische Ausbildung hatte ich nicht. Als Kind haben mich die Illustrationen in Büchern und auf Adventskalendern sehr beeindruckt. So etwas wollte ich auch können, also habe ich es mir einfach selbst beigebracht.“ Na, das passt einfach wieder mal so wunderbar zu Thomas Dieckmann, der mit einer großen Klarheit tut, was zu tun ist und kein großes Aufhebens darum macht. Jetzt will ich von ihm wissen: „Hast du an namhaften Ausstellungen teilgenommen und hast du Preise gewonnen?“ „Ja, ich habe an zahlreichen Ausstellungen teilgenommen und 2018 habe ich den Internationalen Art Award in Ingolstadt gewonnen. Auch in verschiedenen Kunstbüchern werde ich erwähnt, dort können meine Werke betrachtet werden. Bis es dazu kam, hatte ich über Ausstellungen und den Verkauf von meinen Bildern überhaupt nie nachgedacht. Als meine Bilder über die Jahre immer mehr wurden, haben meine Frau Biggi und ich erstmals über eine Ausstellung nachgedacht, um wieder Platz im Haus für neue Leinwände zu schaffen. So ging das los.“

Malen und Musik

Haben dich andere Ausdrucks- beziehungsweise Kunstformen nie interessiert?“ „Oh, doch, das kam aber wesentlich später als das Malen. Im Alter von dreizehn Jahren bekam ich meine erste Geige, diese brachte mich sozusagen zur Musik. Es war nämlich so, dass ich durch mein ausgeprägtes Faible für Rockmusik dann doch zuerst zu einer Gitarre griff und später kam eine Bassgitarre hinzu. So kam es, dass ich viele Jahre in verschiedenen Bands Bass spielte. Das Malen begleitete mich jedoch neben meinen anderen Hobbys ständig. Unter anderem machte ich auch Zeichnungen für Gewerkschaften sowie einen Comic für den Südwestfunk. Mit Beendigung meiner Berufstätigkeit und meiner abnehmenden Sehfähigkeit habe ich mich auch vom Comiczeichnen verabschieden und meine Hobby-Tierzucht aufgeben müssen. Auch das Mitspielen in einer Band war mir dadurch nicht mehr möglich.“

Leidenschaft

Mich interessiert als nächstes sein Zugang zu Inhalten, wie „Der Dieckmann – Der Maler mit der Lupe“ seine Inhalte findet, ob er mit seinen Bildern eine Botschaft in die Welt senden will oder ob er einfach drauf los arbeitet und gestaltet? „Ich sehe meine Malerei eigentlich nicht als Instrument, um anderen Menschen meine Ansichten mitzuteilen, ich male einfach leidenschaftlich gern. Aber ich habe zum Beispiel auch für ein Tierschutzprojekt gemalt, das in Österreich, in Graz, stattfindet. Mit diesem Werk möchte ich natürlich auch etwas ausdrücken. Im Grunde genommen hole ich mir mit meiner Malerei das Sehen zurück. Ich konnte ja einmal sehen, bevor ist fast blind wurde. Nun freut es mich enorm, wenn auch anderen Menschen meine Kunstwerke gefallen. Das Wissen, dass eines meiner Bilder einen neuen Besitzer oder eine neue Besitzerin gefunden hat, macht mich schon stolz und ist eine schöne Bestätigung dafür, dass das, was ich tue, gut ist.“

Vom Kopf auf die Leinwand

Wenn Thomas Dieckmann mir dann noch diesen einen Gedanken anvertraut: „Kein Künstler und kein Musiker weiß, wer er ist, bevor nicht der Erfolg es ihm sagt.” dann meint er damit in erster Linie genau diesen Erfolg, nämlich dass Menschen seine Bilder mögen, sie sich an ihnen erfreuen und sie wertschätzen und in zweiter Linie, dass er sich auch über den monetären Erfolg freut.  Was will ich noch wissen, ach ja: „Nimmst Du auch Aufträge entgegen oder malst Du „nur“ das, was Dir in den Sinn kommt?“  Auftragsmalerei mache ich sehr ungern, denn die Erwartungshaltung, wie die Bilder nach ihrer Fertigstellung auszusehen haben, ist meist relativ hoch. Auch von Fotos abzumalen mag ich nicht, um zum Beispiel ein Tierporträt zu malen. Das ist für mich auch gar nicht möglich, da ich das Foto ja ohnehin nicht sehen kann. Meine Kunden müssten also mit dem Ergebnis und mit dem, was ich mir da in meinem Kopf ausgedacht und auf die Leinwand gebracht habe, zufrieden sein.  Obwohl es gibt Kunden, die meinen Malstil bereits kennen und großes Vertrauen in mich haben. Sie erzählen mir ihre Geschichten und ich male dann darauf basierend ein Bild. So ist beispielsweise das Bild „Sclaf schön“ – die Schreibweise des Titels ist richtig – für einen besonders lieben Freund von uns entstanden.“

Die Kunst der Zweisamkeit

Zum Abschluss frage ich ihn noch: „Was wünscht Du Dir für Deine Zukunft?“ Und er lässt mich mit klaren Worten wissen, was für ihn wirklich wichtig ist: „Gesundheit und Zufriedenheit. Für mich bedeutet das, zufrieden und gesund mit meiner Frau Biggi, alt werden zu dürfen. Mich mit ihr weiterhin so wohl und Zuhause zu fühlen. Das soll so bleiben. Das ist das Ziel und dieses strebe ich weiterhin an. Wir sind beide mit dem, was wir in unserem Leben geschaffen haben, sehr zufrieden und schätzen einfach die Unabhängigkeit, die wir uns im Lauf der Zeit erworben haben. Dabei lässt mir meine Ehefrau Biggi alle Zeit der Welt, die ich zum Malen brauche und davon brauche ich, bedingt durch meine Sehbehinderung, sehr viel. Sie kümmert sich auch um die Ausstellungen, Messen, den Verkauf der Bilder, Facebook, Instagram und alles, was unser Privatleben betrifft. Die Hilfe meiner Frau trägt zu meinem guten Lebensgefühl bei, nicht nur beim Malen, sondern auch im täglichen Leben und dafür bin ich ihr sehr, sehr dankbar.“

Das ist das Schlusswort eines Mannes, der nicht nur ein großer Maler und einzigartiger Künstler, sondern auch ein großer Mensch ist und dem ich und seiner Frau alles erdenklich Gute für den weiteren Weg wünsche.

Infos:

https://www.derdieckmann-malerei.de/

https://www.instagram.com/derdieckmannmalerei/

https://de-de.facebook.com/dieckmann.71

https://wikiarticon.com/dieckmann-thomas

Author: Mona May

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