Jorge Hernan Benitez Velasquez: Zarte Kraft

ein Portrait von Mona May

Ich wage zu behaupten, dass er eine Ikone der bildenden Kunst ist. Sein Name: Jorge Hernan Benitez Velasquez. Ein Künstler, ein Maler dessen Bilder weltweit, in fast allen Kontinenten der Welt hängen.

Ruhepol

Er hat Auszeichnungen und Preise, aber die sind ihm nicht so wichtig, sagt er: „Mein großer Stolz sind die Anrufe der glücklichen Besitzer meiner Werke, und es gibt mir viel Kraft und Freude, wenn sie mir erzählen, dass sie durch meine Bilder Ruhe und Entspannung finden, etwas, was ich genau in meiner Art zu Malen versuche in meine Bilder hineinzubringen, und es gibt mir selbstverständlich die Kraft und Freude, mich bis zu meinem letzten Atemzug diesem schönen Beruf zu widmen.“



Für mich klingt in diesen Worten etwas von einer Größe und einer Bescheidenheit mit, die vielleicht allen Genies eigen ist. Aber gut, das ist jetzt reine Spekulation und ich höre schon einige von euch murren und mich fragen, wie ich denn zu solch einer Verallgemeinerung komme? 
Ich erzähle euch lieber ein bisschen mehr über Jorge Hernan Benitez Velasquez, als mich in unhaltbaren Behauptungen zu verlieren.

Zarte Intensität

Ehrlich zugeben muss ich, auch ich kenne diesen Künstler noch nicht lange. Ich weiß nur, dass  Bilder auf Facebook an mir vorbeihuschten, die mir immer wieder ein Wow entlockten und mich mit offenem Mund zurückließen. So flüchtig diese Bilder auftauchten, so schnell verschwanden sie auch wieder in der Kurzlebigkeit des World Wide Webs. Aber in mir – in meinem Kopf und Herzen – blieben sie hängen. Ihre Zartheit und ihre Intensität berührten mich ganz eigentümlich – als hätten sie in mir zu leben, zu tanzen und zu atmen begonnen.

Kolumbianische Kreativität

Nun wer ist dieser Mann, den ich eine Ikone der bildenden Kunst nenne? Geboren ist er in in Bolivar, einem kleinen Dorf, das in Kolumbien in der Provinz Valle liegt. „Wie bist du aufgewachsen?“ interessiere ich mich: „Ich bin in einer fünfköpfigen, sehr harmonischen Familie großgeworden. Meine Eltern und meine ältere Schwester sind leider schon gestorben, meine jüngste Schwester lebt nach wie vor in Kolumbien.“
„Wann hast du mit dem Malen begonnen?“ frage ich ihn weiter:

„Schon als kleines Kind zeichnete ich sehr gerne,“ lautet seine lapidare Antwort. Gut, mir soll die knappe Antwort recht sein, das lässt Raum für meine eigene Fantasie, und so stelle ich mir den kleinen Jorge als Fünfjährigen vor – der mit diesem unglaublich, großartigen Talent geboren wurde – wie er still dasitzt und mit seinen Fingern Bilder in den Sand zeichnet. Diese Zeichnungen kündigten schon den großen Maler an, der er heute ist.

Späte Entscheidung

Und das obwohl, wie er sagt: „Die Entscheidung die Malerei beruflich auszuüben ziemlich spät gefallen ist. Erst mit siebenundzwanzig Jahren habe ich meine Arbeit gekündigt, um mein Leben den Farben und Pinseln zu widmen. Ich lebte in Cali, der drittgrößten Stadt des Landes und arbeitete in Carvajal, die eine der größten Fabrik Kolumbiens ist und hatte dort einen sehr gut bezahlten Job. Danach war ich sogar als Salsa-Sänger viele Jahre beschäftigt und versuchte mich in meiner Freizeit im Schreiben von literarischen Texten.“

Von Labrada nach Wien

Er kann auf mehrere fundierte künstlerische Ausbildungen zurückblicken und nennt als einen seiner wichtigsten Lehrer Bernardino Labrada. Ihn hat er während seines Studiums an der Kunstakademie Labrada (von 1977 – 1979) kennengelernt und sagt über ihn: „Unter seiner wunderbaren Leitung habe ich meine Entscheidung für immer Maler zu sein getroffen.” Jorge Hernan Benitez Velasquez übersiedelte 1986 nach Wien, wo er als Künstler bis heute lebt und arbeitet.



Das zu seinen biografischen Eckdaten, aber wer ist er als Künstler, woher kommt diese enorme Vielfalt seines künstlerischen Schaffens?
Ich stellte ihm ja alle möglichen biografischen Fragen, die er immer in der gleichen ruhigen und bescheidenen Art beantwortete. Und wenn er über sein Leben berichtet, dann ist da kein großes Drama, kein hyperbolischer Überschwang dabei, obwohl schon alleine seine Lebensstationen und seine Bilder anderes vermuten lassen.

Bilder der Heimat

Denn woher kommen die unergründliche Tiefe, die beschauliche Ruhe, der Schmerz und die Zerbrechlichkeit, diese seelenvolle Schönheit und dann wieder diese unberechenbare Wildheit in seinen Werken? Woher kommt all das? Ich bin davon überzeugt, all das wohnt in seiner Seele, aber er erklärt mir besonnen und ruhig dazu: „Das Licht, die Berge, das Meer, die Flüsse und die Menschen meines Landes, haben mich bis heute sehr stark geprägt und sind nach wie vor die thematische Quelle für meine Bilder.“

Hohes Lob

Erst als ich ihn nach historischen Malern befrage, die es ihm angetan hätten, kommt ein gewisser Enthusiasmus in seinen Worten zum Vorschein: „Ich liebe und bewundere die gesamte Malerei, aber meine ganz speziellen oder, um es so zu sagen, meine favorisierten Maler sind der Meister Alejandro Obregon (1920 – 1992) aus Kolumbien, Vincent Van Gogh (1853 – 1890), Goya (1746 – 1828) und Diego Velásquez (1599 – 1660).
Unpräzensiös und uneitel, wie er ist, meint er fast nebenbei, dass die Eröffnungsrede des berühmten kolumbianischen Dramatikers und Regisseurs Phánor Terán anlässlich einer seiner Ausstellungen, seinen Stil und seine künstlerische Visionen sehr anschaulich beschreiben würden. Es ist eine wirklich wunderbare Rede, die ich euch nicht vorenthalten will:

„In den Gemälden von Jorge Benitez trägt alles den Geruch des Lebens. Von den frühen Arbeiten, die in sozialen Themenstellungen Hunger und Ungerechtigkeit anklagten, und die Farbenpalette mit dem Elend des heutigen Menschen verdunkelten, bis zu den neuen ausdrucksstarken Schöpfungen, in denen die Transparenz der Bächlein, der energische Pinselstrich oder die lauten Kontraste und Spiele der Gelb- und Rottöne vorherrschen. Vielleicht wird dieses Lebenslied im Laufe der Zeit transparenter und drückt einen Wunsch aus nach mehr Licht, Helligkeit und Hoffnung. Doch immer gab es die Notwendigkeit Bitterkeit, Freude, Leidenschaft, Begehren, ohne künstliche Umwege und intellektuelle oder priesterliche Posen darzustellen. So steht der Betrachter zwischen der Freude der Farben und dem Bedürfnis sie zu teilen, findet sich in einem Leben großer und kleiner Leidenschaften wieder – und begibt sich auf eine Reise von Farbe zu Farbe, Intensität zu Intensität, Raum zu Raum. Diese Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit sind entscheidend.“


Phánor Terán

Dabei gleicht kein Bild dem anderen und doch tragen sie unverkennbar die Handschrift ihres Meisters. Einige gibt es, die faszinieren mich so sehr, sodass ich ihnen regelrecht verfallen bin. Zum Beispiel dieses Bildnis mit den stillen, langgezogenen Figuren, das hat die Macht mein Hirn abzuschalten, es in Trance zu versetzen. So gewaltig kann Kunst sein. Da bin ich nur mehr pures Sehen, das zum puren Erleben wird. Und wenn ich wieder aus dem Bilderrausch erwacht bin, dann denkt mein analytischer Verstand: „So muss Kunst sein.“ Und dabei merkt er gar nicht, wie platt er in seinem Denken ist, im Gegensatz zu dem, was ich nur durch das bloße Erschauen dieser Bilder von Jorge Benitez Velasquez erlebt habe.

Auf in die Zukunft

Wie er die Welt sieht und was er sich wünschen würde frage ich ihn zum Schluss: „Ich bedauere sehr, die zunehmende Unmenschlichkeit unserer Gesellschaft. Ich liebe meine Familie und die Menschen und hoffe, dass die kommenden Generationen eine schöne Zukunft haben. Und für mich, wie soll ich es sagen, ich habe bis jetzt alles alleine geschafft, ich würde mich über eine professionelle Unterstützung sehr freuen.“
Ein besonderer Mensch, der ein ganz großer Künstler ist und dessen umfangreiches Werk jetzt schon überwältigend und sehr beeindruckend ist und es wird noch größer werden. Möge er hundert Jahre werden und möge er zu dem weltweiten Ruhm gelangen, der einer Ikone gebührt. Ich bin eine Bewunderin seiner Kunst.

Infos und Kontakt:
Jorge Hernan Benitez Velasquez

www.jorgebenitezvelasquez-art.com

http://jorgebenitezvelasquez-art.com/index.html

http://jorgebenitezvelasquez-art.com/deutsch%2C%20spanisch.…

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https://m.flickr.com/#/photos/jorgebenitezvelasquez/

Author: Mona May

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