ein Gedicht von Franz Josef Neffe
Der Pfarrer muss auf jeden Fall
zuerst mal in den Hühnerstall,
bevor er auf die Kanzel steigt
und auf uns mit den Fingern zeigt.
Die Menschheit lebt ganz keusch und züchtig
und deshalb kirchensteuerpflichtig
indes das Huhn von jeher schon
lebt ohne Geld und Konfession.
Der Harem ist, Gott sei´s geklagt,
dem Christen strikte untersagt,
dagegen blüht ganz froh und frei
beim Hühnervolk Vielweiberei.
Der Mensch, der fromm ist von Natur,
ist stets dabei der Dumme nur,
weil er auf den Genuss verzichtet
und dafür auch noch Geld entrichtet.
Der Mensch hat nicht, der Hahn hat alles,
das ist die Härte dieses Falles,
und grad der Pfarrer ist der Hüter
der ungerecht verteilten Güter.
Im Alter aber werden Greise
dann manchmal irgendwie noch weise
und man erkennt spät, was als Christ
einem erspart geblieben ist.
Man dankt dem Herrn in aller Stille
und denkt sich, es war Gottes Wille,
dass mancher Kelch an mir als Christ
noch mal vorbeigegangen ist.
Franz Josef Neffe, geb. 1949 in Niederbayern, schreibt Gedichte, Ich-kann-Geschichten und Lieder.
Infos:
https://www.facebook.com/franzjosef.neffe
