Eva Billisich: Wenn eine Karriere nicht genug ist

An einem schicksalshaften Tag im Jahre 1983 beschloss eine junge Wienerin Schauspielerin zu werden. Sie sammelte erste Erfahrungen als Puppenspielerin und nahm Unterricht bei dem renommierten österreichischen Schauspieler Herwig Seeböck. In seiner Klasse traf sie auf eine Gruppe von Jungschauspielern, die bereits eine eigene Kabarettgruppe gegründet hatten, bei der sie mit einstieg. Damals wusste sie noch nicht, dass sie damit Teil einer Truppe sein würde, welche die österreichische TV und Kinolandschaft über Jahrzehnte prägen sollte. Mitglieder dieser, auf den Namen Schlabarett getauften, Gruppe, waren unter anderem Alfred Dorfer, Roland Düringer, Andrea Händler und Reinhard Nowak. Und natürlich die Heldin dieses Artikels: Eva Billisich.

Ein Stück Geschichte

Ich bin beim Schlabarett bei ihrem dritten Programm, Kultur gegen alle, eingestiegen“,erzählt mir Eva Billisich im Gespräch. „Insgesamt war ich sieben Jahre beim Schlabarett, daneben war ich auch im Herwig Seeböck Ensemble dabei. Mit denen habe ich auch verschiedene Stücke gespielt.“ In dieser Zeit entstand auch das Bühnenprogramm Muttertag, das später auch verfilmt wurde und wohl bis heute zum schwärzesten zählt, was das Komödiengenre zu bieten hat. Der Film ist bemerkenswert, weil er den Beginn eines eigenen, österreichischen Filmgenres markierte. In dieser härteren Komödie schlüpfte Eva Billisich in die Rolle der Evelyn Schöbinger, die durch eine Affäre mit Familienvater Edwin Neugebauer (gespielt von Reinhard Nowak) die tragikomischen Ereignisse ins Rollen bringt.

Fixe Schauspielgröße

Beim Schlabarett haben wir immer improvisiert,“ gewährt mir Billisich einen Einblick in den Schreibprozess. „Zuerst haben wir uns für eine Thematik entschieden, dann haben wir dazu improvisiert. Die besten Sachen haben wir mit einem Kasettenrekorder aufgenommen. So entstanden Stücke wie Kultur gegen alle, Fröstl, und eben Muttertag.Später war Eva Billisich in zahlreichen österreichischen Fillm und TV-Produktionen zu sehen, zum Beispiel in Wanted, Hinterholz 8, Freispiel, MA2412, Kaisermühlenblues, Viertlelliterklasse, Tatort und mehr. Doch das Schauspiel sollte nicht das einzige Interesse und Talent der Wiener Künstlerin bleiben.

Zeit für Neues

Nach sieben Jahren Kabarett hatte ich das Bedürfnis etwas anderes zu machen,“ lässt mich Billisich wissen. „Es hat sich dann ergeben, dass 1992 die CliniClowns in Österreich anfingen. So war ich eine der ersten CliniClowns in Österreich. 1995 begann ich dann eine langjährige Kooperation mit dem Theatro piccolo. Dort war ich als Autorin, Regisseurin, Sängerin und Schauspielerin tätig. Wir produzierten Theaterstücke, Puppentheater und Musicals für Menschen vo 4 bis 99. Außerdem machte ich die Regie bei Andrea Händlers Programmen, bei der Laiengruppe Schaulustig und dem Duo Kaufmann und Herberstein.“

Noch mehr Talente

Für ihre zahlreichen Projekte erhielt Billisich auch zahlreiche Preise, unter anderem den Salzburger Stier und den Preis der deutschen Schallplattenkritik. Doch auch bei der Regiearbeit und im Kindertheater war ihre künstlerische Reise noch nicht zu Ende. Neben dem Kabarett und Theater habe ich auch immer geschrieben, immer was gereimt,“ sagt Eva Billisich. „Da dachte ich dann daran, dass mal in Liedform zu bringen. Der Musiker Heli Deinboek hat mich darin bestärkt und mir gesagt, das soll ich machen.“ 

Die derrische Kapelln

So kam es, dass Eva Billisich dem Rat  der Austropopgröße folgte und sich mit Musikern zusammentat, um die derrische Kapelln zu gründen. 2011 veröffentlichten sie ihre erste CD mit dem Titel Lasterlieder. Billisich singt dabei eigene Lieder im Wiener Dialekt, sozusagen moderne Wienerlieder. Seither geben Eva Billisich und die derrische Kapelln zahlreiche Konzerte und veröffentlichten 2013 mit Steig ei in mei Bluatbahn ihre zweite CD. Momentan arbeiten sie an ihrer dritten Veröffentlichung. Dazwischen fand sie auch Zeit mit dem Austropopstar Voodoo Jürgens das Duett Gitti aufzunehmen.

Ein Herz für den Beat

Bei all diesen verschiedenen Tätigkeiten, kam bei mir die Frage auf, wo ihr Herz denn am meisten dabei ist. Ihre Antwort überrascht mich: Am liebsten spiel ich Schlagzeug,“ lacht mir Billisich ins Telefon. „Das ist eigentlich meine Leidenschaft. Vor einigen Jahren habe ich mir ein billiges E-Schlagzeug angeschafft und Schlagzeug spielen gelernt. Ich habe mir einen Lehrer gesucht und zwei Jahre später teilte ich mir schon einen Proberaum mit diesem Lehrer. Heute spiel ich Schlagzeug in der Punkrock Band Die sanierten Altbauten.“

Zum Abschluss frage ich Eva Billisich noch nach ihren Zukunftsplänen: „Auf jeden Fall mehr Schlagzeug spielen, aber auch mehr Regie. Mit der derrischen Kapelln machen wir noch ein Album und sonst schau ma mal.“

Fotos: Titelbild: Tom Weilguny,  Foto derrische Kapelln: Andreas Lepsi

http://www.billisich.at


Author: Christian Handler

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