Bernhard Stäber: Vom Runland in die Raubtierstadt

Die mysteriösen Umstände rund um den gewaltsamen Tod ihres Bruders, führen die junge Samin Sarah Elin Persen in die norwegische Hauptstadt Oslo. Auf der Suche nach Antworten, findet sie sich als Gejagte in einer ihr fremden Kultur wieder. Bis sie beschließt, den Spieß umzudrehen und selbst zum Raubtier im Großstadtdschungel wird. Das ist, kurz umrissen, die Handlung des Romanes Raubtierstadt, welches der deutsche Autor Bernhard Stäber vor kurzem im Akabus Verlag veröffentlichte und das bereits Lesern und Leserinnen so wie Kritiker zu begeistern vermochte.

Kulturclash

In meinem Roman geht es viel um die Identifizierung mit den eigenen Wurzeln und um den Konflikt von Naturreligion mit einem materialistischen Weltbild,“ sagt Bernhard Stäber zu seinem Buch. „Sarah, die Hauptfigur, stammt aus dem indigenen Volk der Samen, einem nomadischen Volk vom nördlichen Polarkreis und ist von der Großstadt überfordert. Ich mag es, Figuren in Kulturkreise zu werfen, die ihnen fremd sind.“ Raubtierstadt ist bereits der vierte in Norwegen angesiedelte Thriller aus der Feder von Stäber, doch der erste, der für sich alleine steht. Die anderen drei drehten sich alle um die Figur des Arne Eriksen, der als halb Deutscher, halb Norweger von Berlin zum Polarkreis kommt, wo sein eigenes Weltbild ins Wanken gerät.

Der Ruf des Nordens

Dabei konnte Stäber auf eigene Erfahrungen zurückgreifen, denn der in Deutschland aufgewachsene Autor, zog 2012 der Liebe wegen nach Norwegen. „Ich hatte einfach keine Lust mehr, eine Fernbeziehung zu führen,“ verrät Stäber, „Da ich mich in Deutschland nie besonders stark verwurzelt gefühlt habe, fiel mir dieser Schritt relativ leicht. Außerdem finde ich die norwegische Kultur sehr spannend und faszinierend. Hier habe ich mich dann auch erstmals als Autor, Übersetzer und Lektor selbstständig gemacht und erstmals begonnen Thriller zu schreiben.“

Fantastische Wurzeln

Zuvor arbeitete Bernhard Stäber hauptberuflich als Sozialarbeiter und hatte sich in der literarischen Welt bereits einen Namen gemacht, wenn auch zu erst einmal einen erfundenen. Unter dem Pseudonym Robin Gates schrieb und veröffentlichte er einige Werke, die dem Genre der Fantastik zuzuordnen sind, darunter die mehrbändige Runlandsaga und der für den deutschen Fantasypreis Seraph nominierte Roman Feuermuse. „Mein Herz hängt immer noch stark an der Fantastik und ich schreibe euch wieder einen neuen Fantasyroman,“ erklärt Stäber, der mit dem Genrewechsel auch sein Pseudonym ablegte. „Aber als ich nach Norwegen kam, war das eine große Umstellung im Alltag. Dabei fand ich das Land so spannend und brauchte ein Genre in dem ich den Alltag besser beschreiben konnte. Da ich Spannungsliteratur und Konflikte sehr mag, bot sich das Thriller-Genre an.“

Früh übt sich

Das Schreiben begleitet Stäber schon von Kindesbeinen an, schon mit sechs Jahren formte sich in ihm der Wunsch Schriftsteller zu werden. Doch es dauerte noch einige Zeit bis sich dieser Wunsch für den im bayerischen München geborenen Wortschmied erfüllen sollte. Noch vor der Schule brachte er sich selbst das Lesen bei, da er neugierig war, was in der Zeitung steht, hinter der sich sein Vater immer versteckte. In der Schule begann er dann kleine Geschichten zu schreiben.

Ich bin sehr spät aus Bayern fortgegangen und habe erst eine Ausbildung als Gärtner gemacht,“ lässt er seinen Werdegang Revue passieren. „Dann habe ich mein Abitur nachgemacht und in Berlin ein Sozialstudium absolviert. Dann habe ich noch zehn Jahre in Hannover gelebt, bis ich mich hier in Norwegen auf einem Hügel zurückgezogen habe. Dabei habe ich schon immer geschrieben. Während meiner Arbeit als Sozialarbeiter habe ich an einem Roman über Jahre hinweg geschrieben, dann habe ich alle zwei Jahre einen Band veröffentlicht. Ursprünglich wollte ich das Schreiben und die Sozialarbeit miteinander verbinden, doch das ging nicht. Meine Arbeit im Sozialbereich verschlang so viel Energie, dass ich danach zu erledigt war, um kreativ zu sein. So beschloss ich mich einer Sache ganz zu widmen. Jetzt veröffentliche ich im Schnitt ein Buch pro Jahr.“

Das Erbe der Könige

Zu seinen eigenen literarischen Einflüssen befragt, erzählt Bernhard Stäber: „Ich mag Geschichten, in denen es um spannungsstarke Konflikte geht. Die ersten Erwachsenenromane, welche mich sehr beeindruckt hatten, waren von Stephen King. Sie waren so spannend gechrieben und mir gefiel besonders, dass er die Leute so sprechen lässt, wie sie eben sprechen, also mit ihren Dialekten und Eigenheiten. Selbst lese ich gerne fantastische Literatur. Bei meiner Runlandsaga ist auch der Einfluss von J.R.R. Tolkien deutlich zu merken. Mythologie als literarischer Einfluss fasziniert mich ebenfalls.“

Keine Kompromisse

Zum Abschluss hält Bernhard Stäber noch ein paar Tipps für angehende Autoren und Autorinnen parat: „Ein langer Atem ist unumgänglich. Das Märchen vom ersten Buch, dass zum Bestseller wird, ist selten wahr. Im Normalfall wird man Stückchen für Stückchen wahrgenommen. Das wichtigste ist meiner Meinung nach keine Kompromisse einzugehen. Sich nicht verbiegen, um für den Markt attraktiver zu werden. Man sollte immer zu hundert Prozent hinter seinem eigenen Werk stehen. Wenn man dann mal eine schlechte Kritik erhält, kann man sich immer sagen Ich habe mein Bestes gegeben, egal ob das jetzt für gut befunden wird oder nicht. Geht man aber Kompromisse ein, dann zwickt so eine schlechte Kritik erst richtig. Also lieber länger warten, bis man den richtigen Verlag gefunden hat, auch wenn es ein kleiner ist, das lohnt sich auf Dauer mehr. Auch etablierte Autoren und Autorinnen kämpfen um ihre Projekte. Ich habe auch lange nach einem passenden Verlag gesucht.“

Bernhard Stäber, 1967 in München geboren ist ein deutscher Autor, Lektor und Übersetzer. Unter dem Pseudonym Robin Gates veröffentlichte er u.a. die Fantasy-Romanreihen Der Harfner und der Geschichtenerzähler und Runlandsaga, sowie die Romane Dilmun – Jäger des ewigen Lebens und Feuermuse. Unter seinem Geburtsnamen erschienen bisher die Norwegen-Thriller Arne Eriksen ermittelt: Vaters unbekanntes Land, Arne Eriksen ermittelt: Kalt wie Nordlicht, Arne Eriksen ermittelt: Kein guter Ort sowie Raubtierstadt.

Author: Christian Handler

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